Eva Fitz vom Kirchenfrauen-Kabarett: "Wir sind noch schärfer geworden."

Foto: kirchenfrauen kabarett

Ein "Frustschutzprogramm" sei die Tätigkeit des Kirchenfrauen-Kabaretts aus Vorarlberg. Seit 1993 beobachten die fünf Frauen, die im kirchlichen Bereich tätig sind, das Geschehen innerhalb der katholischen Kirche und sammeln öffentliche Aussagen und Taten hoher Kirchenmänner. Ihren Frust darüber verarbeiten sie in ihren Kabarettprogrammen. Eva Fitz erklärt im Gespräch mit derStandard.at, was sie im Moment am meisten aufregt.

derStandard.at: Was bezwecken Sie mit dem Kirchenfrauen-Kabarett?

Eva Fitz: "Die Frau im Altarraum kann eine Gefahr sein, es kommt dabei auf die Frau an", "die Frau in der Kirche war immer total gleichberechtigt", "die Kirche war nie leibfeindlich" solche Sätze von unserem damaligen Bischof führten dazu, dass wir fanden, da kann frau nur noch Kabarett spielen. Wir haben so eine gute, witzige und scharfe Form gefunden unsere Kritik und unseren Protest vorzubringen. Außerdem sind die meisten unserer Aufführungen Benefizveranstaltungen und so können wir viele großartige Initiativen unterstützen.

Das Kirchenfrauen-Kabarett in Aktion

derStandard.at: Das Kabarett existiert schon seit 1993, wurden Sie mit Anfeindungen konfrontiert?

Eva Fitz: Ja, wir bekamen böse Anrufe oder Leserbriefe in den Vorarlberger Nachrichten, Unterschriftensammlung gegen uns in der Gebetsstätte Wigratzbad. Wir haben diese jeweils im nächsten Kabarett verarbeitet und seither sind sie ausgeblieben.

Ein Monsignore hat uns allerdings gedroht: "Frauen die so etwas tun – also Kirchenkabarett spielen – werden eine schwere Sterbestunde haben!"

derStandard.at: Was hat sich im Laufe der Jahre geändert?

Eva Fitz: Wir sind noch kritischer und schärfer geworden, wir nennen auch die Namen der kritisierten Kirchenmänner. Und wir erfahren unglaublich viel Zustimmung, Ermutigung und die Aufforderung zum Weitermachen, auch weil die BesucherInnen wissen, daß jedes Zitat penibel recherchiert und belegt ist.

Zudem hat sich unser Bekanntheitsgrad sehr erweitert, im vergangenen Jahr haben wir 37 Mal gespielt, in diesem Jahr bereits eine Österreich-Tournee gemacht und im September werden wir eine weitere machen, viele Auftritte in der Schweiz und in Deutschland.

derStandard.at: Die Pfarrer-Initiative ruft zum Ungehorsam auf und setzt sich dabei auch für Frauen in der Kirche ein. Unterstützen Sie diese Forderungen?

Eva Fitz: Diese Forderungen können wir voll unterstützen, zum Teil werden sie in Vorarlberg in verschiedenen Pfarren umgesetzt, die sind doch alle am Beispiel Jesu orientiert. Und dass sie sich dabei auch für Frauen in der Kirche einsetzen ist doch mehr als selbstverständlich.

derStandard.at: Haben Sie zusätzlich noch weitere Forderungen?

Eva Fitz: Ja sicher, Frauen sind ebenso wie Männer Ebenbilder Gottes. Also ist es für die Kirchenleitung höchste Zeit dieser biblischen Aussage Rechnung zu tragen und für eine gleichberechtigte Repräsentanz von Frauen auf allen Ebenen zu sorgen. Es würde der Kirche auch gut tun, endlich Abschied zu nehmen von barocken Gewändern, Cappa Magna, Pomp und Pracht.

derStandard.at: Was sollten Frauen in der katholischen Kirche tun dürfen?

Eva Fitz: Alles.

derStandard.at: Wer ist eigentlich der größte Bremser beim Thema Frauen und Kirche?

Eva Fitz: Nach meiner Einschätzung die oberste Kirchenleitung in Rom und neue konservative Bewegungen wie Opus Dei oder die Piusbrüder.

derStandard.at: Kardinal Schönborn hat die Pfarrer-Initiative gerügt. Wie finden Sie seine Stellungnahme?

Eva Fitz: Ich finde diese Wehleidigkeit der Kirchenleitungsmänner bei begründeter Kritik an der Institution schrecklich. Empört hat mich vor allem seine Frage: "Wie würden in unserem Land die Familien aussehen, wenn Ungehorsam zur Tugend erhoben würde?" Eltern heutzutage wissen, wieviel man durch die Kritik der eigenen Kinder lernen kann. Man muss sich wirklich fragen, ob eine solche Einstellung noch zeitgemäß und im Sinne unseres Gründers ist.

derStandard.at: Warum engagieren sich Frauen überhaupt in einem frauenfeindlichen Verein?

Eva Fitz: Nichtkirchliche Menschen können schwer verstehen, dass wir uns in dieser Kirche überhaupt noch engagieren. Aber die kirchliche Basis ist unsere Heimat und wir können nur etwas verändern, wenn wir bleiben. Die Botschaft Jesu ist für unser Leben wichtig, und deshalb ist es uns nicht gleichgültig wie Kirchenmänner damit umgehen. Wer schweigt wird mitschuldig! Zudem hilft uns der Blick auf Menschen, die Großartiges leisten in der weltweiten Kirche und täglich ihr Leben riskieren. Wir haben den Aufbruch in der Kirche nach dem Konzil erlebt, das Aggiornamento und wehren uns gegen den sichtbaren Rückschritt an vielen Orten in der Kirche.

derStandard.at: Was ist Gott für Sie?

Eva Fitz: Liebe, Schönheit, Weisheit, bewegende Schöpfungskraft - exemplarisch erlebbar an Jesus von Nazaret.

derStandard.at: Ist Gott männlich?

Eva Fitz: Weder Mann noch Frau.

derStandard.at: Manche meinen, ihn oder sie gibt es gar nicht.

Eva Fitz: Ich glaube.

(Rainer Schüller, derStandard.at, 8.7.2011)