„Es besteht durchaus Grund zur Sorge“, schreibt Hans Rauscher im Standard in Bezug auf die Euro-Krise. Aber auch wenn man über Europa hinaus schaut, gibt es in der Welt so viele wirtschaftliche Ungleichgewichte und Probleme, dass man Angst bekommen kann. Anders als 2008 und 2009 gibt es heute keine einzige bedeutende Volkswirtschaft mit halbwegs sicheren, positiven Aussichten. Ist die Welt aus den Fugen?

Über die Krise der Euro-Schuldenländer muss nicht mehr viel gesagt werden. So stark das Wachstum im Norden der Eurozone auch ist, ist für die südliche Peripherie keine glückliche Lösung in Sicht.

Griechenland ist nur ein Omen: Das Problem, dass die notwendigen Sparpakete in hoch verschuldeten Ländern die Konjunktur abwürgen, was den Zorn der Bevölkerung hervorruft und den Schuldenstand weiter erhöht, was die Finanzmärkte weiter verunsichert, trifft genauso für  Portugal und Spanien zu. Kein Ökonom und kein Politiker kennt ein sicheres Rezept, wie man diesem Dilemma entkommt.

Aber die Lage in den USA ist genauso verfahren. Die Konjunktur erholt sich nicht, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch, und das verschärft die gefährliche Frontstellung zwischen Demokraten und Republikanern.

Selbst wenn bis zum 2. August im Kongress ein Weg gefunden wird, um die Schuldenobergrenze anzuheben und den technischen Staatsbankrott abzuwenden, ist ein politischer Kompromiss über die Zukunft der Budgetpolitik, durch den die langfristigen Defizite eingedämmt werden, bis nach den Präsidentenwahlen 2012 nicht vorstellbar. Und das ist eine sehr, sehr lange Zeit der massiven Unsicherheit.

Dazu kommt, dass die USA auch unter strukturellen Problemen leidet, die von der Politik gar nicht schnell gelöst werden können: die Überschuldung der Eigenheimbesitzer, die schwindenden Mobilität der Arbeitnehmer, die die strukturelle Arbeitslosigkeit erhöht, und die immer sichtbareren Folgen eines schlechten Schulsystems.

Und auch Aussichten der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, Japan, bleiben äußerst düster. Auch ohne Erdbeben und Tsunami leidet das Land unter massiven Strukturproblemen.

Vor drei Jahren konnte man sich noch darauf verlassen, dass Chinas Wirtschaft weiterhin brummt. Aber auch dort häufen sich die Krisenzeichen. Nicht nur die hohe Inflation gibt Grund zur Sorge – die hat auch den Vorteil, dass sie die Produktionskosten erhöht und damit zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits beiträgt.

Das Hauptproblem ist, dass Chinas Entwicklungs- und Wachstumspolitik seit 30 Jahren auf Konsumverzicht und Investitionen aufgebaut ist und solche Modelle irgendwann immer ins Stocken geraten. Das geschah in den neunziger Jahren in Japan und könnte nun in China geschehen. Die Folgen wären ein dramatischer Rückgang des Wachstums, die die notwendige Umpolung auf stärkere Binnennachfrage noch viel schwieriger machen würde.

Auch die anderen BRIC-Staaten geben lang nicht so viel Grund zur Hoffnung wie oft behauptet. Brasilien leidet unter einer zu starken Währung, die Exporte abwürgt und die schwache Produktivität offenlegt.

Indien ist immer noch ein großes Chaos mit einer schwachen Regierung und einer katastrophalen Infrastruktur, die nachhaltige Entwicklung ständig behindert.

Und Russland ist so  korrupt, dass selbst ein anhaltend hoher Ölpreis das Land nicht vorwärts bringen wird.

 All das muss nicht zur Katastrophe führen. Aber die Risiken sind gewaltig und erfordern Glück, politische Umsicht und eine weltweite Bereitschaft zur Kooperation. Und die ist leider dünn gesät.