Trotz Gewinns bleiben rund 600 Millionen Euro Schulden.

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Wien - Die Krankenkassen haben im Vorjahr einen Überschuss von 361,7 Millionen Euro erzielt, um 84,1 Mio. Euro mehr, als noch im Februar prognostiziert. Das geht aus dem endgültigen Gebarungsergebnis für 2010 hervor, das der Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Montag veröffentlicht hat. Auch 2011 könnte ein Jahr mit einem positiven Ergebnis der Krankenversicherungen werden, allerdings nicht für alle Gebietskrankenkassen.

Laut Endergebnisse schloss lediglich die Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft 2010 mit einem Minus von 14,8 Mio. Euro ab, alle anderen Kassen - und damit erstmals seit vielen Jahren auch alle Gebietskrankenkassen - konnten einen Überschuss verbuchen. Schon im Jahr 2009 hatte die Krankenversicherung einen Überschuss von insgesamt 169,2 Millionen Euro erzielt, nachdem in den Jahren davor zum Teil kräftige Defizite erwirtschaftet worden waren.

Unter den Gebietskrankenkassen ist das Plus der Wiener im Jahr 2010 mit 65,6 Mio. am größten, dahinter folgen die Steirische mit 54,9 Mio., die Oberösterreichische mit 37,2 Mio. und die Kärntner mit 28,3 Mio. Euro. Die Niederösterreichische GKK erzielte ein Plus von 27,6 Mio., die Tiroler von 26,4 Mio., die Salzburger von 15,5 Mio., die Burgenländische von 7,2 Mio. und die Vorarlberger von 5,5 Mio. Euro.

Schelling zeigt sich zufrieden

Anders als noch im Februar wird den Krankenkassen nun auch für 2011 ein Positivsaldo im Ausmaß von 44 Mio. Euro vorhergesagt. Negative Ergebnisse werden dabei aber für die GKKs in Wien, NÖ und Salzburg (und damit auch für die Gebietskrankenkassen insgesamt) sowie für die SVA der gewerblichen Wirtschaft erwartet.

"Zufrieden" mit dem Konsolidierungskurs der Krankenkassen hat sich der Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Hans Jörg Schelling, am Montag gezeigt. Trotz des Überschusses von 361,7 Millionen Euro im Vorjahr seien allerdings noch weitere Bemühungen nötig. "Wir sind noch nicht am Ende des Pfades", sagte Schelling am Rande einer Pressekonferenz.

600 Millionen Schulden

Der Hauptverbands-Chef verwies darauf, dass in den 361,7 Millionen Euro im Vorjahr auch noch die 100 Millionen Euro aus dem Strukturfonds enthalten sind. Dieser wurde von der Politik für die nächsten Jahre auf 40 Millionen reduziert. Außerdem sei nun wieder eine leicht steigende Tendenz bei den Medikamenten-Kosten zu registrieren.

Der Schuldenstand der Kassen liegt immer noch bei rund 600 Millionen Euro, stellte Schelling klar. Deshalb müssten die Kassen zunächst auf "solide Beine" gestellt werden, dann erst könne man über neue Leistungen nachdenken. Er akzeptiere es nicht, wenn jetzt schon wieder neue Begehrlichkeiten geäußert werden, das sei "typisch österreichisch", meinte Schelling. Bei Erste-Group-Chef Andreas Treichl, der Österreichs Politiker als "zu blöd und zu feig" beschimpft hatte, nahm der Hauptverbands-Chef eine kleine Anleihe, auch wenn er sich einer viel gemäßigteren Wortwahl bedient. Man gewähre den Krankenkassen zwar eine Selbstverwaltung, regiere dann aber trotzdem hinein, kritisierte Schelling.(APA)