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Foto: Reuters/Niesner

Manchmal laufen öffentliche Diskussionen über wirtschaftliche Themen so unglaublich dumm und verlogen ab, dass man sich nur auf den Kopf greifen kann. Das gilt vor allem, wenn es um Banken oder um Manager-Bezahlung geht – und am meisten wenn es um Bezahlung für Banker geht.

Die Erste Group hat vergangene Woche bekanntgegeben, dass sie die Vergütung ihrer Aufsichtsräte verdoppelt. Für einfache Aufsichtsräte steigt die Bezahlung von 25.000 auf 50.000 Euro im Jahr, für den Vorsitzenden Heinz Kessler von 50.000 auf 100.000 Euro.

Eine Verdoppelung in einem Jahr klingt viel. Allerdings muss man wissen, dass Österreichs Aufsichtsräte im internationalen Vergleich recht niedrig bezahlt werden, dass die zeitlichen und qualitativen Anforderungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind, dass Aufsichtsräte für Fehlentscheidungen viel stärker haften als früher – und dass Manager und unabhängige Experten seit Jahren eine bessere Bezahlung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit fordern.

Erste-Group-Chef Andreas Treichl hat diese Aufrufe ernst genommen und nach fünf Jahren ohne Erhöhung entsprechend gehandelt. Die Bank mit einer Bilanzsumme von mehr als 200 Milliarden Euro gibt nun 350.000 Euro mehr im Jahr für ihre Aufsichtsräte aus – und wird dafür von Kleinaktionärsvertretern und den Dobermännern der Parteien geprügelt, als ob sie die Staatskasse geplündert hätte.

Zuerst regte sich auf der Hauptversammlung der Investor Rupert-Heinrich Staller auf dann folgten SPÖ-Bundesgeschäftsführer  Günther Kräuter, FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl und der Grünen-Sozialsprecher Karl Öllinger. „Unverschämtheit“, „Provokation“,“Gier und Unersättlichkeit“, „Zynismus“ oder gar nur „Pfui“ rufen sie.

Das geschieht wider besseres Wissen. Staller, Kräuter, Öllinger und Kickl (ok, bei einem FPÖler muss man immer befürchten, dass sie den Unsinn, denn sie daherreden, selbst glauben) sind sich sehr wohl bewusst, dass eine höhere Vergütung für Aufsichtsräte einer Großbank gut investiertes Geld ist.

Wenn sich dadurch die Gefahr von schlechten Kreditvergaben oder fehlgeleiteten strategischen Entscheidungen auch nur um ein Prozent verringert, dann haben sich die 350.000 Euro für die Erste Bank, ihre Aktionäre und letztlich auch den Staat schon ausgezahlt.

Eine funktionierende Aufsicht gerade bei Banken erspart dem Steuerzahler Millionen, in manchen Fällen Milliarden. Dass die Erste so wie alle anderen Großbanken während der Finanzkrise staatliche Bankenhilfe (zu hohen Zinssätzen) erhalten hat, ist kein Argument für eine bessere Vergütung der Aufsichtsräte - im Gegenteil.

Wohl sind die zwölf Männer und Frauen im Aufsichtsrat allesamt wohlhabend und brauchen das extra Geld nicht. Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass sie ihr Aufsichtsratsmandat nicht als lästigen Nebenjob sehen, der von profitableren Tätigkeiten ablenkt, sondern ihn wirklich ernst nehmen.  Auch nach der Erhöhung ergibt sich angesichts des großen zeitlichen Aufwands für die Kontrollfunktion kein allzu hoher Stundensatz. Aber zumindest ist die Bezahlung nicht mehr läppisch.

Aber dennoch lassen diese Leute keine Gelegenheit aus, mit billigem Populismus die Zorn- und Neidkultur in diesem Land zu fördern – und dabei zu hoffen, für sich ein paar Punkte beim Boulevard und den Wählern gut zu machen. Es ist ein peinliches Schauspiel, das vor allem Kräuter und Öllinger bieten.

Konsequenzen hat das wohl keine. Treichl & Co. wird die Erhöhung sicher nicht zurücknehmen und seine Bank weiterhin mit Umsicht führen.

Und Kräuter wird weiterhin im Auftrag seines Chefs beweisen, dass in der Regierungs- und Kanzlerpartei SPÖ unter der Führung von Werner Faymann null Wirtschaftskompetenz vorhanden ist. Das ist das Erschreckendste an dieser aufgebauschten Affäre.