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"Ich kann mir eine Öffnung vorstellen, würde mir aber eine stärkere Wertschätzung der zölibatären Lebensform erwarten", sagt Bischof Manfred Scheuer.

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Innsbruck - Für die Öffnung des Zölibats hat sich der Tiroler Bischof Manfred Scheuer am Karfreitag - dem Fastentag vor dem Hauptfest des christlichen Kirchenjahres, Ostern - ausgesprochen. "Ich kann mir eine Öffnung vorstellen, würde mir aber eine stärkere Wertschätzung der zölibatären Lebensform erwarten", sagte er in einem Interview mit der "Tiroler Tageszeitung" (TT). Zudem sei für den Geistlichen die Weihe "viri probati" denkbar.

Voraussetzung für die Priesterweihe erprobter, verheirateter Männer sei allerdings eine Bewährung im Bereich von Ehe und Beruf, relativierte Scheuer auf die Frage nach dem Problem des Priestermangels. In der Gesellschaft gebe es seiner Ansicht nach viele, die unfreiwillige ohne Beziehung seien. Im Zölibat stecke ein solidarisches Potenzial mit Vereinsamten.

"Privatisierung von Glaube und Religion"

In Bezug auf die Kirchenaustritte und die Abwendung der Menschen vom katholischen Glauben räumte Scheuer ein, dass in den vergangenen Jahren auch in Tirol der "bewusste Atheismus" zugenommen habe. "Vielleicht ist es ein Pendelschlag einer langen Phase, in der Glaube und Religion in Tirol sehr stark waren", versuchte der Bischof diese Entwicklung zu begründen. Allgemein seien die Kirchenaustritte aber auch auf eine "schleichende Entfremdung und eine ganz starke Privatisierung von Glaube und Religion" zurückzuführen. Ebenso gebe es nach konkreten Erfahrungen anlassbezogene Austritte. Für manch andere spiele das Geld eine Rolle.

"Es benötigt den Dialog mit den gesellschaftlichen Kräften und mit den Nicht-Glaubenden, obwohl ich dieses Wort nicht so leicht in den Mund nehmen will", erkannte der Geistliche eine mögliche Herangehensweise für eine Trendwende. "Wir suchen nach einer Erneuerung des Glaubens im persönlichen Bereich und auf der Ebene von Gemeinden und Gemeinschaften", sagte er in der aktuellen Ausgabe des Blattes. Es gehe um den inneren Zugang der Menschen zum Evangelium und zur Eucharistie. (APA)