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Bewegung ist angesagt: Bettruhe nach einem Schlaganfall verzögert die Heilung.

Foto: REUTERS/Carl Court/Pool

Berlin -  Strenge Bettruhe nach einem Schlaganfall schadet dem Patienten mehr als ihm zu nützen. Denn Bettlägerigkeit baut Muskeln ab, schwächt Herz und Kreislauf und verschlechtert damit nicht nur den Allgemeinzustand, sondern verzögert auch die Heilung. "Weitaus günstiger ist eine frühe Mobilisierung durch Ärzte und Pfleger, wie es bei modernen stroke units bereits Standard ist", betont Joachim Röther, Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).

Je früher die Mobilisation, desto besser

Die wissenschaftliche Bestätigung für diese Aussage liefert nun eine australische Studie, die im Fachmagazin "Stroke" veröffentlicht wurde. Forscher erhoben dabei, welche Folgen es hat, wenn Patienten schon innerhalb von 24 Stunden nach dem Schlaganfall das Bett zumindest kurz verlassen. Zudem wurden die Patienten bei ihrem zweiwöchigen Spitalsaufenthalt intensiv durch einen Physiotherapeut und eine Krankenschwester betreut.

Je früher die Mobilisation, desto besser, zeigte sich. Patienten der Versuchsgruppe gelang es im Schnitt schon nach dreieinhalb Tagen, wieder 50 Meter zu gehen, während es bei einer Kontrollgruppe doppelt so lange dauerte. Jeder Dritte konnte ohne weitere Reha-Maßnahmen aus dem Spital entlassen werden, was sonst nur bei jedem Vierten der Fall ist, zudem besaßen die Testpatienten in den Nachuntersuchungen nach drei und zwölf Monaten kräftigere Arme und Beine und kamen auch im Alltag besser zurecht.

Körpergefühl so früh als möglich anregen

War auch die Bettruhe nach Schlaganfall früher weit verbreitet, ist heute die rasche Mobilisation in Europa üblich, erklärt Röther. "Innerhalb von 24 Stunden beginnen in der Regel je nach Bedarf die Krankengynmastik, Ergotherapie, Beschäftigungstherapie und auch Logotherapie." Je nach Schweregrad stehen zu Beginn aktive Steh-, Geh- und Standübungen oder ein bloß passives Durchbewegen der Gliedmaßen. "Wichtig ist, Körpergefühl, Gleichgewicht und Neuralbahnen möglichst früh wieder anzuregen", so der Experte.

Je kürzer die Zeitspanne nach dem Schlaganfall ist, desto höher ist die Plastizität des Gehirns, die die Übernahme von ausgefallenen Funktionen durch benachbarte Hirnregionen ermöglicht. Frühe Mobilisation stärkt somit die Unabhängigkeit und Lebensqualität des Patienten, ist jedoch auch eine medizinische Notwendigkeit. "Muskel, Herz und Kreislauf sind auf das Training angewiesen. Bei langem Bettliegen besteht die Gefahr einer Lungenentzündung durch Stauungen in der Lunge, oder auch von Thrombosen", so Röther. (pte)