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Wolfgang Lorenz.

Foto: Reuters/Bader
Grafik: STANDARD

Wien - Großkoalitionär mit Hang zum Schwarzen: So sieht Mediawatch die ZiB 1 im Jänner. Mit 40,4 Prozent der Redezeit liegt die ÖVP in den meistgesehenen ORF-News vor der SPÖ.

In der ZiB 2 führt die SPÖ deutlich (Grafik). In der ZiB 24, wie alle ORF-1-News nun von Cornelia Vospernik geleitet, redeten wieder ÖVP-Politiker am längsten.

Die Themen in den wichtigsten ORF-Nachrichten um 19.30 Uhr: Bildung, Ortstafeln, Familienförderung und, bei SP wie VP vorne dabei: Wehrpflicht.

Der schon "Selbstverteidigungsminister" genannte Norbert Darabos (SP) kam in der ZiB um 19.30 Uhr am längsten zu Wort, vor Kanzler Werner Faymann (SP) und Heinz-Christian Strache (FP).

Gedruckt ist Publizität teurer: "Profil" berichtet von "Medienkooperationen" des Heeresministers über 79.000 und 75.000 Euro mit "Krone" und "Österreich" allein im Jänner. 350.000 und 200.000 gingen 2010 an diese Medien, "Heute" macht den Boulevardschwerpunkt auch dieses roten Ministers mit 100.000 2010 komplett.

Die ZiB erreicht eine Million Menschen und mehr, auch ohne Werbeschaltungen. Nicht immer mit angenehmen Themen - TV-Redezeit bedeutet nicht unbedingt: positiv für den Redner.

"Mir erscheint die versuchte Einflussnahme der Politik im ORF heute so massiv wie nie zuvor", sagt Programmdirektor Wolfgang Lorenz in Profil: "Man muss der Politik die Tür weisen können, was viel zu wenig geschieht." Die künftige ORF-Führung "sollte sich gleich mit der Errichtung von Firewalls und dem Anlegen von Kampfanzügen beschäftigen".

"Kein politisches Weichei"

ORF-Chef Alexander Wrabetz wirft vor allem die ÖVP vor, Schlüsselstellen auf SP-Wunsch zu besetzen: die TV-Chefredaktion etwa mit Fritz Dittlbacher, die Radiodirektion mit Karl Amon.

Richard Grasl wäre "ohne Politschub" der VP nicht Finanzdirektor, räumt Lorenz ein. Aber: "Ich halte ihn dennoch für einen sehr fähigen Mann und kein politisches Weichei. Die Politik muss sich, was Talent und Fähigkeiten betrifft, ja nicht immer irren." Die ÖVP macht bisher auch nicht den Eindruck, sie hätte sich in Grasl getäuscht. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 7.2.2011)