Die Proteste gegen den Bau des Staudammes "Belo Monte" im brasilianischen Bundesstaat Pará weiten sich bis nach Österreich aus, weil die Turbinen für das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt von dem steirischen Anlagebau-Unternehmen Andritz AG gefertigt werden sollen. Am Montag trafen sich aus diesem Grund mehrere katholische Vereinigungen vor dem Andritz-Gebäude in Wien Meidling, um gegen das Projekt "Belo Monte" zu protestieren.

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"Staudämme produzieren unter der Bevölkerung Armut und Hunger. Von der Wasserkraft profitieren nicht die Brasilianer, sondern die Unternehmen in den Industrieländern des Nordens", sagte einer der Betroffenen im November im Gespräch mit derStandard.at - zum Artikel.

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Zehntausende Menschen sind vom Bau des "Belo Monte" betroffen. Organisationen wie etwa ECA Watch, Welthaus Wien, Katholische Jungschar Österreich sowie die Dreikönigsaktion fordern die Andritz AG daher auf, den Bau nicht zu unterstützen.

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Bei einer Solidaritätsaktion am Montag vor dem Andritz-Gebäude in Wien demonstrierten die Teilnehmer ihren Unmut über den Studammbau. Die Kettensäge soll dabei die Bedrohung des Regenwaldes als Lebensraum der indigenen Völker und als wertvolles Ökosystem symbolisieren.

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Die Aktion fand am selben Tag wie die Ehrung des austro-brasilianischen Bischofs Erwin Kräutler statt. Ihm wurde in Stockholm aufgrund seines Kampfs für die Rechte der Indigenen in Amazonien der Alternativ-Nobelpreis verliehen.

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Zwei Bilder von lateinamerikanischen Künstlern sowie eine überdimensionale Kopie des Buchs "Rot wie Blut die Blumen" von Bischof Erwin Kräutler wurden als "Botschaften aus Amazonien" an die Andritz AG übergeben.

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Die Solidaritätsaktion initiierten katholische Vereinigungen, doch auch konfessionsunabhängige Organisationen, wie Attac oder Greenpeace, schlossen sich dem Protest an.

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Eine Samba-Gruppe von Attac brachte brasilianische Rhythmen in das verschneite Wien.

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Bei einem anschließenden Pressegespräch im Gasthaus "Gadolla" stellten die Vertreter der Katholischen Jungschar, von ECA Watch, des Katholischen Akademikerverbandes und der Katholischen Arbeitnhemerinnenbewegung ihre Standpunkte klar und forderten: "Andritz AG: Hände weg von Belo Monte!".

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"Österreich ist Alternativ-Nobelpreisträger", freute sich Helmut Schüller, Universitätsseelsorger des Katholischen Akademikerverbandes. Für ihn und die anderen Teilnehmer der Aktion sei es ein denkwürdiger Tag gewesen, der allerdings durch den Bau des Staudammes und der "Komplitzenschaft" der Andritz AG überschattet gewesen sei.

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"Wir wollen den negativen Folgen der Globalisierung entgegen wirken", meinte Maria Etl vomn der Katholischen Arbeiter/innenbewegung Österreichs. "Fortschritt bedeutet für die Betroffenen den Verlust ihres Lebensraumes", sagte Etl weiter. "Dieser Bau hat nichts mit dem Plan Gottes zu tun".

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Die Andritz AG wies die Vorwürfe des Bischofs sowie der Organisationen und Umweltschützer am Montag von sich. "Es wurden weder Lieferverträge noch etwaige Absichtserklärungen unterzeichnet", teilte Unternehmenssprecher Michael Buchbauer mit. Weiters berufe man sich auf die geltenden brasilianischen Gesetze, nach denen das Projekt genehmigt sei.

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"Unternehmen mit Verantwortung erhalten Lebensäume", heißt es im Leitbild von "respACT", einer Unternehmensplattform für Corporate Social Responsibility (CSR), zu dem sich auch die Andritz AG bekennt. Der Bau des "Belo Monto" würde diesem Leitbild völlig widersprechen, kritisieren die NGOs. (dan/derStandard.at, Dezember 2010)

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