Das einst schon totgesagte Geschäft mit Großrechnern erweist sich für den weltgrößten Computerhersteller Hewlett-Packard heute als wahre Goldgrube. Im dritten Geschäftsquartal (Ende Juli) legte keine andere Sparte im weit verzweigten Unternehmen derart stark zu. Die Strategie gehe auf, sagte Interimschefin Cathie Lesjak am Donnerstag bei der Vorlage der kompletten Zwischenbilanz. Die teuren und leistungsstarken Maschinen werden in Firmen oder für den weltweiten Datenverkehr eingesetzt. Zu der Sparte gehören auch die immer wichtiger werdenden Speichersysteme, auf denen etwa Kundendaten lagern.

Bilanz im Skandal um Hurd untergegangen

Insgesamt stieg der Umsatz im Konzern um 11 Prozent auf 30,7 Mrd. Dollar (23,9 Mrd. Euro). Der Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf unterm Strich knapp 1,8 Mrd. Dollar. Die Eckdaten hatte HP schon vor zwei Wochen veröffentlicht. Damals waren die Zahlen aber komplett untergegangen. Das alles überragende Thema war der Rausschmiss von Konzernchef Mark Hurd. Die Frage, ob es inzwischen einen aussichtsreichen Kandidaten für die endgültige Nachfolge gibt, ließ Lesjak offen. Die Finanzchefin hatte den Posten nur vorübergehend übernommen.

Essen auf Firmenkosten

Noch immer beherrscht Hurds Liaison mit Jodie Fisher die Schlagzeilen. Hurd soll die Frau mehrfach auf Firmenkosten zum Essen ausgeführt haben. Was weiter zwischen den beiden vorgefallen ist, darüber gibt es wilde Spekulationen. Die Börsianer haben dem Verwaltungsrat die Entscheidung für den Rauswurf noch immer nicht verziehen. Der Kurs von HP liegt am Boden. Der Chef des Softwarekonzerns Oracle, Larry Ellison, hatte drastische Worte gefunden: "Das war die dümmste Personalentscheidung, seitdem die Idioten im Apple-Verwaltungsrat vor vielen Jahren Steve Jobs gefeuert haben."

Schadlos durch Krise

Hurd hatte HP fast schadlos durch die Wirtschaftskrise gebracht, in dem er das stabile Servicegeschäft ausbaute. Mit den Dienstleistungen für seine Firmenkunden verdient HP das mit Abstand meiste Geld. Erst an zweiter Stelle liegen die bekannten Drucker, dann folgen die Großrechner. In der Krise war der Hardware-Absatz drastisch eingebrochen. Mittlerweile verkaufen sich auch die Heimrechner und Notebooks wieder deutlich besser. Der Rivale Dell hatte am Abend ebenfalls von einem boomenden Geschäft berichtet. (APA)