Schuld sei die Geografie. Läge Österreich am Rhein, hätte man Zugriff auf billigere Mineralölprodukte, die darauf transportiert werden. Dann könnte man die Nettopreise für Benzin und Diesel auch hierzulande günstiger kalkulieren, posaunte die Mineralölbranche lange Zeit hinaus. Schuld am höheren Preisniveau seien aber auch die vielen Berge und Täler, von der großen Distanz zwischen dem Raffineriestandort Schwechat und Vorarlberg ganz zu schweigen. Ein Alpinzuschlag sei notwendig zum Überleben. Um Erklärungen, warum die Treibstoffe kosten, was sie kosten, war die Branche noch nie verlegen.

Zuletzt wurde alle Schuld auf Rotterdam geschoben, Sitz der einzigen Börse für Mineralölprodukte in Europa. Dort und nur dort werde der Preis für Benzin und Diesel gemacht, wurde behauptet. Die Bundeswettbewerbsbehörde sagt etwas anderes: Die Spritpreise sind hausgemacht.

Nicht irgendwelche Notierungen im fernen Rotterdam seien für die Zapfsäulenpreise in Österreich verantwortlich, sondern schlicht und einfach Angebot und Nachfrage. Wenn in der Ferienzeit mehr gefahren wird, schnalzen die Preise hinauf, wenn es in entlegeneren Gegenden keinen Diskonter gibt, bleibt das Preisniveau hoch. So einfach ist es. Und Absprachen? Nein, solche habe man nicht festgestellt, sagt die Behörde. Kein Wunder. Es reicht ein Blick zur Nachbartankstelle, um zu wissen, wie viel es geschlagen hat. Das Blickkontaktkartell funktioniert prächtig. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.8.2010)