Aus dem RONDO-Fotoshooting mit Werner Schreyer. Die restlichen Bilder sehen Sie hier.
Foto: Maria Ziegelböck

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Ende Jänner bei der Fashion Week in Berlin. In der vierten Reihe rechts außen sitzt ein Mann, der vor 15 Jahren die Mädels zum Kreischen und die Jungs zum Erbleichen brachte. Werner Schreyer, das einzige männliche Supermodel, das Österreich je hervorgebracht hat. "Don't imitate, innovate" sprach das Bubengesicht damals in die Kamera. Millionenfach ging das Hugo-Parfum daraufhin über die Theke.

Wäre auf seinem Platz in Berlin eine Naomi Campbell oder eine Linda Evangelista gesessen, das Blitzlichgewitter wäre ihnen sicher gewesen. Werner Schreyer erkannten dagegen die wenigsten. Und das, obwohl der Beau aus Simmering noch immer blendend aussieht und gut im Geschäft ist. Vor zwei, drei Jahren erst war halb Österreich mit seinem James-Dean-Konterfrei für die Kampagne der Zigarettenmarke Memphis vollgeklebt.

Als Supermodel konnte Werner Schreyer den Platz, den er in den Neunzigern inne hatte, nicht halten. Das hat zum einen mit seinen persönlichen Abstürzen zu tun (Genaueres lesen Sie in der RONDO-Titelgeschichte mit Schreyer am Freitag.), aber auch mit einer Branche, die den männlichen Models im Unterschied zu den weiblichen Kolleginnen irgendwann die kalte Schulter zeigte. Die kriegten auch Markus Schenkenberg und Marc Vanderloo, die beiden anderen Pinup-Boys der Neunziger, zu sehen.

Warum das so ist, darüber kann man nur spekulieren. Die Männermodels waren zwar auch Celebritys (Schreyer spielte in mehreren Filmen mit), den Bekanntheitsgrad von Claudia Schiffer und Co.erreichten sie aber nie. Während diese auf der selben Stufe wie die Hollywood-Stars firmierten, hingen die männlichen Models vor allem als Poster in Jugendzimmer. Das ist für eine längere Karriere zu wenig.

Den Frauenmodels half noch ein anderer Umstand: Die Konkurrentinnen, die nachwuchsen, sind aufgrund der veränderten Körperideale in der Mode, mehrheitlich ausgesprochen knochig. Die fraulichen Figuren einer Cindy Crawford und Co. entsprechen dagegen weitaus mehr dem gängigen Schönheitsideal. Außer Gisele Bündchen schaffte in den letzten Jahren denn kein einziges Model den Aufstieg in die Supermodel-Liga.

Werner Schreyer hat sich nach seinem Absturz wieder gefangen. An diesem Mittwoch wird er 40. Wir gratulieren! (hil/derstandard.at, 08.03.2010)