Wien - Als teils "lebensgefährliche Ruine", die nur mehr zur Hälfte betretbar ist, beschreibt Brigadier Dieter Jocham den Zustand der "Vega-Payer-Weyprecht"-Kaserne in Wien. In seiner Kaserne werde ein einziges Gebäude saniert, acht seien hingegen "unverändert desaströs". Für vier davon habe er aus Sicherheitsgründen Betretungsverbot ausgesprochen, sagte der Kasernen-Kommandant am Montag. Die Bausubstanz werde immer schlechter, weil nicht geheizt werde. Dächer seien undicht, Fenster und Türen morsch. Die Gebäude seien teilweise "nur mehr Ruinen".

Die Volksanwaltschaft hatte am Wochenende den desolaten Zustand vieler Kasernen kritisiert. Es fehle u.a. an Umkleiden und Duschen, Wohn- und Hygienestandards würden nicht den Anforderungen entsprechen. Das Hinausschieben oder der Verzicht auf Renovierungsarbeiten führe zu noch höheren Kosten, so die Volksanwaltschaft in einer Begutachtung.

"Vergessene Kaserne"

Um die einstige Vorzeige-Kaserne zu sanieren, bräuchte es eine Sonderfinanzierung, diese sei allerdings nicht in Sicht. Die "Vega-Payer-Weyprecht"-Kaserne, in der die Heeresversorgungsschule untergebracht ist, sei "die vergessene Kaserne", klagt Jocham.

Die "Vega-Payer-Weyprecht"-Kaserne komme allerdings in der Prioritätenliste für Sanierungen des Ministeriums nicht vor. Also müsse er mit einer Kaserne im Zustand aus dem 19. Jahrhundert das 21. Jahrhundert bestreiten. Der Kommandant spricht von einer "optischen Schande", über die auch Besucher aus dem Ausland den Kopf schütteln.

Sonderbudget dringend notwendig

Der Brigadier betonte in seiner Funktion als Vizepräsident der Offiziersgesellschaft, dass ein Sonderbudget für Kasernensanierungen dringend notwendig sei. Er geht von insgesamt rund einer halben Milliarde Euro aus.

Gewerkschaft verlangt Infrastruktur-Investitionen

Die Bundesheergewerkschaft sieht im Bericht der Volksanwaltschaft über den Zustand der Kasernen ihre Forderung nach einer Sonderfinanzierung für die Kasernen-Infrastruktur bestätigt. "Dies würde auch einen wichtigen Beitrag zur Konjunkturbelebung darstellen und gleichzeitig zur Einsatzfähigkeit des Bundesheeres beitragen", sagte der Vorsitzende der Bundesheergewerkschaft, Christgewerkschafter Wilhelm Waldner, in einer Aussendung. Er fordere Verteidigungsminister Norbert Darabos auf, diese Sonderfinanzierung in Gesprächen mit Finanzminister Josef Pröll einzufordern.

Die Junge ÖVP frage im Zusammenhang mit den "erschreckenden" Zahlen betreffend der Untauglichkeit nach den Konzepten des Ministers. JVP-Obmann Sebastian Kurz schlug zudem vor, einen eingeschränkten Grundwehrdienst bzw. eingeschränkten Zivildienst zu schaffen. "Es sollte die Form einer 'B-Tauglichkeit' geschaffen werden, für all jene, die nach den derzeitigen Kriterien untauglich sind, aber ihren normalen Berufsalltag bestreiten können." (APA)