Was für Eberau geplant ist, gibt es in Traiskirchen schon lange: ein Asyl-Erstaufnahmezentrum. 750 Leute leben derzeit dort.

Foto: Robert Newald/Der Standard

Traiskirchen - "Ich wohne am sichersten Platz von Traiskirchen", sagt Karl Frühwirt, und stützt sich auf seinen Gartenzaun. Auf der anderen Seite der Straße steht Österreichs größtes Flüchtlingslager: Die Erstaufnahmestelle Traiskirchen. 750 Menschen aus Ländern wie Afghanistan, Georgien oder Russland leben derzeit dort.

"In 40 Jahren ist in der Gegend nur einmal eingebrochen worden - und das war ein Unsriger", erzählt Frühwirt. "Aber immer, wenn was passiert, heißt's: 'die im Lager warn's'." Die neue Aufnahmestelle in Eberau würde Traiskirchen entlasten: "Hier ist es überfüllt. Wenn 40 Leute in einem Saal schlafen, klar muss es da Bröseln geben".

Wer die Aufnahmestelle nicht kennt, findet sie nur schwer. Auf www.traiskirchen.gv.at wird sie nicht erwähnt. Dort, wo es von der Hauptstraße rechts zum Gelände geht, verweist ein Schild auf "Ottos Angelladen" und die Polizei.

"Das Lager ist schlecht für unser Image", sagt Fritz Knotzer, SPÖ-Bürgermeister von Traiskirchen. Zwar böte es 200 Arbeitsplätze, dafür sei es schwer, Geschäfte in der Nähe anzusiedeln. Touristen würden sich fürchten. In der Badner Bahn seien Frauen von Asylwerbern belästigt worden, am Bahnhof gebe es Ärger mit Betrunkenen. Weswegen auch eine Wegweisezone eingerichtet wurde.

Überwachung am Bahnhof

"Manchmal kum i ma vor wia in an Polizeistaat", sagt Karl Mertaian. "Dabei san die eh harmlos." Seit 40 Jahren sitzt er hinter dem Kartenschalter am kleinen Bahnhof der Badner Bahn. Draußen, auf dem Bahnsteig, stehen 15 Asylwerber und warten.

"Die Giftler und die Randalierer, des san zu 99 Prozent kane Ausländer", meint er. Traiskirchen und die Badner Bahn würden von der Aufnahmestelle profitieren: "Des san Oarbeitsplätze, des fängt bei die Bäcker an."

Anders sehen das vier Männer, die am Vormittag im Café Arkadia Bier trinken. "Asylant, wan i des scho hear", sagt einer. "Von denen oarbeit kana was." Kennen tut er keinen: "Die kuman ned hierher, dafür sorgen wir schon." (Tobias Müller, DER STANDARD Printausgabe, 23.12.2009)