Am Montag Abend haben die Kassenverhandlungen zwischen Wiener Ärztekammer und Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) begonnen. Am 31.12. 2009 läuft der alte Vertrag aus. Die Verhandlungen werden nicht einfach, beide Seite gehen traditionell mit stark voneinander abweichenden Ansprüchen in die Gesprächsrunden.  Diesmal könnte es allerdings besonders schwer werden, zu einem Ergebnis zu kommen. Im vergangenen Jahr gab es nur geringe Tarifsteigerungen - diesmal wollen sich die Ärzte damit nicht zufrieden geben.

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Die Wiener Ärztekammer geht mit einer Forderung von einer Tariferhöhung von 2,5 Prozent in die Verhandlungen, bestätigt Vizepräsident Johannes Steinhart gegenüber derStandard.at. Dies entspreche eins zu eins der Forderung der GPA DJP für Angestellte in Ordinationen, die vor ein paar Tagen der Kammer  für 2010 übergeben wurde. "Um diese 2,5 Prozent weitergeben zu können, müssen auch die Tarife der Ärzte um diesen Betrag steigen, da ja aufgrund der Nullrunde 2008 und dem bescheidenen Abschluss 2009 in der Höhe von 1,43 Prozent auch einiger Nachholbedarf besteht", erklärt Steinhart.

Die Wiener Ärztekammer habe "in den vergangenen Jahren immer wieder Rücksicht auf die schwierige finanzielle Situation der Kassen genommen und erwartet sich dieses Mal doch auch Verständnis von der Gegenseite", so Steinhart. "Leider befürchten wir, dass die Wiener Gebietskrankenkasse wieder mit horrenden Steigerungsprognosen an Arztbesuchen für 2010 in die Verhandlung gehen wird", so der Kammer-Vize. Er erwartet, dass diese Prognosen seitens der Kassen als Argument verwendet werden könnten, um Tarifsteigerungen rundweg als unfinanzierbar abzulehnen.

"Harte Konsolidierungsziele"

Der zuständige Ressortdirektor der Wiener Gebietskrankenkasse, Andreas Obermaier, macht vor Beginn der Verhandlungen klare Ansagen. "Die WGKK hat von der Bundesregierung harte Konsolidierungsziele verordnet bekommen. Das bedeutet, dass die Honorarsumme der Ärzte 2010 nur moderat ansteigen darf", kündigt er gegenüber derStandard.at an. Erreiche die Kasse das Ziel nicht, verliere sie den Zuschuss aus dem neuen Kassensrukturfonds beim Ministerium.

"Aufgrund der Wirtschaftskrise und der schlechten Finanzlage der Gebietskrankenkassen muss in allen Bereichen des Gesundheitswesens die Aufwandssteigerung gedämpft werden. Davon können die Ärztehonorare nicht ausgenommen sein." Man erwarte sich "schwierige, aber konstruktive Gespräche." Genaue Prozentzahlen werden seitens der WGKK aber nicht genannt.

Die Ärztekammer gibt sich übrigens bei den diesjährigen Verhandlungen übrigens ungewohnt offen und Internet-tauglich: In einem Blog berichtet die Pressestelle der Wiener Kammer ab heute live aus den Verhandlungen. (Anita Zielina, derStandard.at, 30.11.2009)