Wien - Die heimischen Spitäler verschwenden bis zu 50 Prozent ihrer Ressourcen. Das geht aus einer Studie des IHS hervor. Thomas Czypionka vom IHS zeigte sich am Freitag bei einer Pressekonferenz "überzeugt", dass die Krankenhäuser ihre Kosten durchschnittlich um zehn Prozent senken könnten, wenn sie effizienter arbeiten würden. Generell würden die Kosten im Spitalsbereich stark ansteigen, weshalb Reformen "dringend notwendig" seien.

Im Auftrag der Ordensspitäler erhob das IHS im Vorjahr die Effizienz von insgesamt 130 Spitälern. Der höchste zu erreichende Wert wurde mit 1 angegeben, dabei handelte es sich um "Best Practice"-Spitäler. Das schlechteste Spital erreichte nur einen Wert von 0,49, die Differenz zwischen den Krankenhäusern sei "beachtlich", so Czypionka.

Ordensspitäler effizienter

Generell seien Ordensspitäler effizienter als die Landesspitäler. Vor allem kleinere Krankenhäuser seien ineffizient, aber auch größere schnitten schlecht ab - jene Spitäler mit 200 bis 400 Betten hätten die höchste Effizienz gezeigt, erklärte Czypionka. Zu beachten seien aber auch Faktoren wie eine "ungünstige Lage" oder bewusste Ineffizienzen in bestimmten notwendigen Abteilungen - ein Wert von 0,8 sollte aber für alle erreichbar sein.

Die Ergebnisse würden demnach einerseits zeigen, dass die finanziellen Mittel nicht optimal eingesetzt würden und es andererseits sowohl zu kleine als auch zu große Spitäler gebe. Außerdem erfolge die Behandlung oft "nicht im günstigsten Setting", beispielsweise betreffend den ambulanten und stationären Bereich.

Personal- und Sachausgaben stark gestiegen

Die fehlende Effizienz trage zur "besonders hohen" Kostensteigerung im Spitalsbereich bei, meinte Czypionka. Im Vorjahr erreichten diese erstmals 10,4 Mrd. Euro, das entspricht einem Plus von 6,7 Prozent gegenüber 2007. Die Personal- und Sachausgaben seien stark gestiegen, auch wenn man die Daten bereinigt und anhand der festen Preise eines bestimmten Jahres betrachtet: Das Wachstum der sogenannten Endkosten liege bereits seit 2003 über dem des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP), seit 2008 habe sich dieser Abstand zusätzlich vergrößert.

Entscheidende Faktoren sind dabei laut Czypionka neben den Überkapazitäten und Ineffizienzen vor allem die steigenden Medikamentenkosten und der wachsende Anteil an über 65-Jährigen. "Reformen wären dringend notwendig", betonte der Experte. Bisher habe man die Kostenentwicklung der Spitäler nicht eindämmen können. Es fehle beispielsweise die "notwendige" Abstimmung mit dem niedergelassenen Bereich, den Rehabilitationseinrichtungen und dem Pflegebereich.

"Extrem undurchsichtige" Finanzierung

Dass der nötige Reformdruck aus der Öffentlichkeit nicht vorhanden sei, liegt laut Czypionka an der "extrem undurchsichtigen" Finanzierung im Gesundheitswesen. "Es fehlt eine klare Finanzierungsverantwortung." Sinnvoll wäre eine Finanzierung aus einer Hand, wobei es mehrere Möglichkeiten gebe, wo diese angesiedelt werden könnte.

Laut Schätzungen aus dem Jahr 2006 werden 44,9 Prozent der Endkosten (ohne Nebenkosten) im Spitalsbereich von der Sozialversicherung getragen. Die Länder sind demnach zu 30 Prozent beteiligt, der Bund zu 12 Prozent. Weitere 6,3 Prozent entfallen u.a. auf Gemeinden, 6,8 Prozent werden privat finanziert. Durch die Wirtschaftskrise und die dadurch steigende Arbeitslosigkeit werde der Anteil der Sozialversicherung weiter sinken, was die Länder heuer "besonders stark" belasten werde, meint Czypionka. (APA)