Eineinhalb Jahre hat Charles Amoakohene nach der perfekten Halle für seine Autowerkstatt gesucht, nun wartet der in Ghana geborene Wiener darauf, sie endlich einrichten zu dürfen.

Foto: Newald

Wien - Laut Bescheid des Magistratischen Bezirksamts könnte Charles Amoakohene nach acht Monaten Wartezeit nun endlich seine Kfz-Werkstatt in Meidling aufsperren - vorausgesetzt, er hantiert darin nicht mit Feuer. "Wie soll das gehen?" , fragt der Karosseriebauer-, Spengler- und Lackierer-Meister, "diese Auflage widerspricht einer Kfz-Werkstatt" .

Der Brennschneider und das Schweißgerät, das er für seine Arbeit brauche, sei von Anfang an auf der Geräteliste gestanden - bisher habe das niemanden gekümmert. "Weder das Magistrat noch der Berater von der Wirtschaftskammer hat mir gesagt, dass das ein Problem werden könnte" , sagt er. Selbst wäre er auch nicht auf die Idee gekommen, schließlich habe er eine ganze Reihe von Brandschutzauflagen erfüllen müssen.

Amoakohene hat Einspruch gegen den Bescheid erhoben - und wartet somit noch länger darauf, endlich seinen eigenen Betrieb aufsperren zu dürfen. Für seinen Unternehmerkredit zahlt er bereits Zinsen. Seit Februar versucht der Wiener für die Einrichtung einer Werkstatt in einer 340 Quadratmeter großen Halle am südlichen Stadtrand eine Betriebsanlagengenehmigung zu bekommen.

Die Magistratsabteilung 36 (technische Gewerbeangelegenheiten) fand allerdings stets neue Gründe, um die Genehmigung zu verweigern - der STANDARD berichtete. Der zuständige Beamte erwies sich nicht nur in fachlicher Hinsicht als wenig hilfreich, er duzte Amoakohene zudem von Anfang an, begrüßte ihn nur zögerlich per Handschlag und ließ ihn wissen, dass er es "gleich vergessen" könne, hier eine Werkstatt einzurichten: "Die Maschinen, die du dafür brauchst kannst du dir eh nicht leisten."

Volksanwalt schaltet sich ein

Das Verhalten des Magistratsbeamten beschäftigt nun auch die Volksanwaltschaft. Die für Betriebsanlagen zuständige Volksanwältin Terezija Stoisits prüft derzeit den Fall. "Es wird noch einige Wochen dauern, bis es ein Ergebnis gibt" , sagt Geschäftsstellenleiter Thomas Sperlich. Schlimmstenfalls könnte dem Beamten ein Disziplinarverfahren drohen.

Nach dem Standard-Bericht meldeten sich auch die einzigen zwei direkten Nachbarn von Amoakohenes zukünftiger Werkstatt zu Wort und erzählten, dass der Magistratsbeamte ihnen sehr nachdrücklich riet, Einspruch gegen die geplante Werkstatt zu erheben - was diese ablehnten.

"Dieser Fall zeigt besonders krass, welche Verhinderermentalität in Wien herrscht" , sagt die nichtamtsführende Stadträtin Isabella Leeb (VP). "Die Volksanwaltschaft bringt die Behörden hoffentlich zur Vernunft."

Das Magistratische Bezirksamt will zum laufenden Verfahren keine Auskunft geben. (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 13.10.2009)