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Moderne Art zu trauern

Foto: Reuters

Die Promi-Website TMZ.com hat am Donnerstag als erste die Nachricht vom Tod der Pop-Legende Michael Jackson in Umlauf gebracht - und binnen Sekunden weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht über Online-Netzwerke wie Facebook, den Kurznachrichtendienst Twitter oder per SMS rund um den Globus. Experten sehen darin einen Meilenstein in der Entwicklung der digitalen Medienwelt.

LA Times eine Stunde später

TMZ, die vom AOL-Internetportal von Time Warner und Telepictures Productions betrieben wird, war anderen Medien mit der Nachricht vom Tod Jacksons um Längen voraus. Viele berichteten zunächst unter Verweis auf die Promi-Seite darüber, die "Los Angeles Times" konnte die Nachricht erst eine Stunde nach TMZ bestätigen.

Brisante Promi-News

"Alle haben uns angerufen, auch namhafte Redaktionen, und gefragt 'Seid Ihr sicher?'", sagt TMZ-Chefredakteur Harvey Levin. "Was für eine Frage. Wir hätten es nie veröffentlicht, wenn wir uns nicht sicher gewesen wären." Die Internetseite hat in der Vergangenheit bereits mehrfach zuerst brisante Neuigkeiten über Prominente vermeldet, so die Festnahme des betrunkenen Mel Gibson 2006 oder die Scheidung von Britney Spears im gleichen Jahr.

Am Donnerstag hieß es bei TMZ zunächst: "Wir haben gerade erfahren, dass Michael Jackson von einem Notarztwagen in ein Krankenhaus in Los Angeles gebracht wurde ... Uns wurde gesagt, dass er einen Herzstillstand erlitten hat und dass Sanitäter Wiederbelebungsversuche unternehmen ... Es sieht schlecht aus." Kurz darauf war bei TMZ zu lesen: "Wir haben gerade erfahren, dass Michael Jackson gestorben ist. Er war 50."

Millionenfache Suchanfragen

Die Nachricht löste einen Sturm von Suchanfragen im Internet aus, der die Dienste teilweise überforderte. Beim Nachrichtendienst Google News wurden die millionenfachen Anfragen zeitweise sogar als Hackerangriff gewertet. Bei AOL brach die Chatfunktion vorübergehend zusammen.

"Moderne Art zu trauern"

AOL nannte die Verbreitung von Jacksons Tod "einen bahnbrechenden Moment in der Geschichte des Internets". Etwas Vergleichbares habe es auf diesem Gebiet noch nicht gegeben. Die "moderne Art zu trauern" spiele sich nunmehr weltweit über die Internetforen ab.

Die Internetnutzer konsultierten mehr und mehr Twitter und soziale Netzwerke wie Facebook, sagt der Medienexperte Sree Sreenivasan von der Universität Columbia. Dies gelte besonders in Moment wie diesen: "Sie erzählen, tauschen ihre Ideen aus und fühlen sich in Momenten der Freude wie der Trauer mit anderen verbunden." (AFP)