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In der 1400-Einwohner-Gemeinde hat man mit Hochwürdens Liebschaft kein Problem.

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Ungenach - Eine freundliche Dame öffnet die Türe vom Pfarrhaus. Die Frage, ob der Herr Pfarrer da sei, erübrigt sich, denn im selben Moment tönt es bereits aus einem kleinen Büro: "Nur herein in die gute Stube." Josef Friedl ist bestens gelaunt und scheint seine bischöfliche Entmachtung als Dechant gut verkraftet zu haben. Die Aussprache mit dem Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz am vergangenen Montag wolle er "eigentlich gar nicht näher kommentieren". Er habe offen mit dem Bischof geplaudert und sei "zu allem gestanden" . Mit der Konsequenz nach seinem Liebes-Outing könne er leben. Friedl: "Ich sehe das gläubig gelassen. Und es hat einen Vorteil: Ich habe jetzt zumindest deutlich weniger Arbeit."

Der Pfarrassistentin, die inzwischen am Computer Platz genommen hat, huscht ein vorsichtiges Lächeln übers Gesicht. Fast unerträglich drängt sich im Besucher die Frage auf: Ist sie es? Eher nicht. Oder doch? Und, frägt man so etwas frei heraus einen Pfarrer? Man fragt. Einen Moment der Peinlichkeit für Journalist und Pfarrhelferin später ist zumindest das geklärt. "Nein. Die Rosi wohnt auch gar nicht im Pfarrhof", lacht Friedl.

Im Übrigen habe er auch keine Angst vor weiteren Konsequenzen. "Die Kirche hat mir immer viel gegeben, aber sie kann mich jetzt auch nicht fallen lassen. Ich bin immer auf eigenen Beinen gestanden" , ist Friedl überzeugt. Die Reaktionen auf sein Outing bei einer nichtöffentlichen Podiumsdiskussion seien durchwegs positiv gewesen. Friedl: "Nur das konservative Eck hat gemurrt. Aber das halte ich aus, grantig würde ich werden, wenn's gegen sie geht."

In der 1400-Einwohner-Gemeinde hat man mit Hochwürdens Liebschaft kein Problem. Viel eher mit neugierigen Medienvertretern. "Zuerst die Arigona, jetzt der Pfarrer. Ihr Journalisten sollts endlich mit dem Affentheater aufhören. Dem Nächsten, der frogt, drah i a Gwind ins Ohrwaschl" , schimpft ein erboster Landwirt vom alten Steyr-Traktor.

Am Stammtisch im "Kirchenwirt" steht man zum "Herrn Pforra" . Seit 25 Jahren seien die beiden glücklich. "Für ihre Enkelkinder is des der Friedl-Opa. Und bei uns im Ort hat damit niemand ein Problem" , stellt ein Pensionist, der so wie alle anderen Stammtischbrüder ungenannt bleiben möchte, klar. Und man ist sich einig: "Des wor a Retourkutschn, weil der Pfarrer gegen den Weihbischof Wagner war." Sein Sitznachbar hat sich offensichtlich mit der Ungerechtigkeit der Welt abgefunden: "So is des hoit. Unser Pfarrer wird wegen nix g'haut und die Lady Di is a Heilige. Dabei hot die doch mit dem Rossknecht ..."  (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2009)