Wien - Die Fachzeitschrift Truppendienst wurde eigentlich gegründet, um Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften taktisch richtiges Verhalten im Gefecht beizubringen. Derzeit aber vermittelt das Magazin mehr einen Anschauungsunterricht, wie man sich innerhalb einer Redaktion einen täglichen Kleinkrieg liefert.

Und das unter Bedingungen, die so nur bei beamteten Mitarbeitern gelten: Diese haben sogar die parlamentarische Bundesheer-Beschwerdekommission eingeschaltet. Dort langten gleich mehrere Beschwerden ein, alle mit dem Tenor, dass im Truppendienst Mobbing und Sexismus an der Tagesordnung wären.

"Eine äußerst heikle Situation", befand die Kommission - konnte aber die genauen Umstände auch nicht klären. Allerdings würden Chefredakteur Oberst Jörg Aschenbrenner und Stellvertreter Oberst Erwin Krall „ihre Funktion ausüben, als ob sie wirklich Truppen zu kommandieren und nicht ein Fachmagazin zu gestalten hätten".

Die Vorwürfe werden im Bundesheer (und seinen anderen Fachmedien) bereits breit und mit Häme diskutiert. Ob in der Chefredaktion tatsächlich gesagt wurde, man wolle keine weiblichen Mitarbeiter, sondern „nur Schwanzträger", und ob Beschwerden als „Negeraufstand" heruntergemacht wurden, sei letztlich nicht beweisbar, erkannte die Kommission.
Klar ist nur, dass alle Beteiligten einander mit behördlichen und zivilrechtlichen Verfahren drohen.

Die Kommission empfahl nun, „den ganzen Haufen aufzulösen, damit nicht noch mehr Schaden entsteht". Schon jetzt haben sich von sechs Redakteuren vier an andere Dienststellen dienstzuteilen lassen, auf den drei von Frauen besetzten Posten gab es in vier Jahren neun Abgänge.

Das führt zu einem Verlust an fachlicher Kompetenz, die beim Truppendienst über Jahrzehnte aufgebaut worden ist. Andererseits müsse nun endlich wieder in Ruhe gearbeitet werden, heißt es aus dem Ministerium, das der Truppendienst-Führung vorige Woche den Rücken stärkte.

Wer nicht mit Aschenbrenner könne, bekomme eine andere Verwendung im Verteidigungsressort. Aschenbrenner selbst schreibt im jüngsten Truppendienst: „Zeiten widriger Rahmenbedingungen erfordern ein hohes Maß an Flexibilität und Reformbereitschaft." (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2009)