Linz - Mit einem Knalleffekt endete am Dienstagabend ein außerordentliches Treffen - Anlass war die Bestellung von Gerhard Maria Wagner zum neuen Linzer Weihbischof - der oberösterreichischen Dechanten, im Schloss Puchberg bei Wels. 31 der 35 anwesenden Dechanten (insgesamt gibt es in Oberösterreich 39 Dekanate) stellten sich klar gegen den Papst und bekundeten, die Entscheidung für Wagner nicht akzeptieren zu wollen. Generaldechant Franz Wild, Pfarrer von Traun, fand nach dem Treffen klare Worte: "Aus Sorge um die Glaubwürdigkeit der Kirche und der Einheit unserer Diözese können wir die Zustimmung zur Weihe von Gerhard Wagner nicht geben." Diözesanbischof Ludwig Schwarz wollte sich zu dem klaren Votum seiner Dechanten nicht äußern.

Sich öffentlich äußern darf sich bis auf weiters auch der umstrittene Weihbischof selbst nicht. Hochrangige Kirchenvertreter haben Wagner einen Maulkorb verpasst. Dass Wagner vor allem von Bischofskollegen mediale Zurückhaltung auferlegt wurde, bestätigt der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari: "Es ist richtig, dass es angemessen ist, die Zahl der Interviews vor der Weihe möglichst gering zu halten. Das rate auch ich ihm." Zumindest vergangenen Sonntag durfte Wagner noch reden und präsentierte da seinen interimistischen Nachfolger für die Pfarre Windischgarsten. Und da ist die Überraschung nicht nur deshalb groß, weil die vorläufige Nachbesetzung so rasch über die Bühne ging. Mit dem 71-jährigen Johannes Enichlmayr, ehemals Pfarrer von Oberkappel, wurde ein enger Vertrauter des St. Pöltner Altbischofs Kurt Krenn aus der Pension geholt. Wagner und Enichlmayr sind beide führende Mitglieder des "Linzer Priesterkreises" , als dessen geistiger Vater eben Kurt Krenn gilt.

Doch auch bei der eigentlichen Nachbesetzung der Pfarre in Windischgarsten laufen, wie der Standard aus gut informierten Kirchenkreisen erfuhr, offensichtlich die Fäden in St. Pölten zusammen. Aussichtsreichster Kandidat für die vakante Stelle im Garstnertal scheint nämlich der junge Kaplan Markus Doppelbauer zu sein. Der 29-jährige Geistliche war als dessen Zeremoniär einst enger Krenn-Vertrauter. Nach der Aufregung um die Affäre im St. Pöltener Priesterseminar und dem daraus resultierenden Abgang Krenns als Diözesanbischof wechselte Doppelbauer - Mitinitiator der konservativen Internetplattform gloria.tv - in die Diözese Liechtenstein. Und scheint vor der Heimkehr zu stehen, was von offizieller Seite noch dementiert wird. "Die Stelle wird normal ausgeschrieben" , heißt es seitens der Diözese Linz. "Presseauskünfte geben wir nur in Liechtenstein" , sagt Markus Walser, Generalvikar des Erzbistums Vaduz.

Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn sprach angesichts der Debatte um die Lefebvrianer und die Ernennung Wagners am Dienstag von "Vorgängen, die Kopfschütteln, Trauer, Empörung und Unverständnis auslösen" . Er räumte ein, dass auch Menschen in der Kirche "Fehler" machen würden und das schließe auch den Papst mit ein. Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser warnte seine Kirche vor dem "Gesundschrumpfen" in Richtung Sekte und mahnte "Vertrauen in die Ortskirche" ein.

In Oberösterreich kehrten Hunderte der Kirche den Rücken. Signifikant ist etwa die Veränderung in Linz. Vorige Woche traten 110 Katholiken aus, im selben Zeitraum 2008 waren es 28. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD Printausgabe, 11. Februar 2009)