Wahlkampf im Möbelhaus: Landeshauptmann Gerhard Dörfler (rechts im Bild) wird vom Nationalrats-Abgeordneten Gernot Darmann und einer Wahlkampfhelferin begleitet.

Foto: rwh/burg, derStandard.at

Das Ziel für die Wahl am 1. März: Die Nummer eins bleiben und mehr als 40 Prozent erreichen.

Foto: rwh/burg, derStandard.at

Da muss um jede Stimme geworben werden: auch bei Kleinkindern, die noch gar nicht wählen dürfen ...

Foto: rwh/burg, derStandard.at

... bei Ehepaaren, die neues Geschirr brauchen ...

Foto: rwh/burg, derStandard.at

... sowie bei älteren Damen. Körperkontakt gehört dazu.

Foto: rwh/burg, derStandard.at

Die potenziellen WählerInnen werden mit allerlei "Goodies" versorgt: Stofflöwen, Kulis, Schlüsselbänder und Broschüren.

Foto: rwh/burg, derStandard.at

"Mädls, ich brauch euch jetzt, die Mittagspause ist vorbei." BZÖ-Landeshauptmann Gerhard Dörfler und sein Team sind gerade im Möbelhaus angekommen. Es liegt ein wenig außerhalb von Klagenfurts Stadtzentrum. Die Körbe der WahlhelferInnen sind gefüllt mit Geschenken: BZÖ-Kulis und -Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Freundschaftsbänder und Orangenmarmelade werden unter die Leute gebracht. In drei Wochen, am ersten März, sind Landtagswahlen - und Gerhard Dörfler will noch länger Landeshauptmann in Kärnten bleiben. Der "Renner" unter den Wahlgeschenken ist ein kleiner Plüschlöwe, der heuer zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Bisher waren es in Anlehnung an den verstorbenen Jörg Haider die Jörgi-Bären, doch auf die wird jetzt verzichtet.

Dörfler zeigt sich gut gelaunt. Er schüttelt Hände und begrüßt alte Damen genauso wie Jungfamilien. "Sie haben ja ganz schön abgespeckt", sagt eine Frau zu ihm, die ihn zuerst gar nicht erkannt hat. Das komme daher, dass er nun im Wahlkampf viel unterwegs sei, kontert Dörfler, grinst und drückt ihr einen Kuli in die Hand: "Den gebe ich Ihnen jetzt noch mit - damit Sie am ersten März wissen, was Sie ankreuzen sollen."

Diskotheken und Einkaufszentren

Dörfler wird begleitet von vier Wahlhelfern. In den letzten Tagen waren sie viel unterwegs - bis zu zwanzig Stunden am Tag, sagt eine von ihnen. Sie ist Studentin und opfert ihre Semesterferien, um das BZÖ zu unterstützen. Ihr mache die Tätigkeit Spaß, weil sie viele Leute kennenlernt. Abends sind sie in Diskotheken unterwegs und nachmittags - wie eben an jenem Februar-Samstag - in Einkaufszentren.

Auch BZÖ-Nationalratsabgeordneter Gernot Darmann ist dabei. Er absolviert den Wahlkampfauftritt im Kärntner Trachtenjanker und gibt den strahlenden Sunnyboy. Das BZÖ habe sich nach internationalem Vorbild - wie zum Beispiel die Gaullisten - nach ihrem Gründer benannt. Es tritt ja als "Liste Jörg Haider" an. "Das BZÖ war Jörgs politisches Baby und wir gehen den Weg weiter. Den Jörg wird nie einer ersetzen können", so Darmann. Aber so wie Jörg Haider sei auch Dörfler "irrsinnig menschlich" und gehe auf die Leute zu, ohne dabei abgehoben zu wirken.

Und ja - Dörfler vermeidet den Kontakt zu den potentiellen WählerInnen nicht und scheut auch körperliche Nähe nicht. Oft greift er nach den Händen der Gesprächspartnerin und schaut während des Gesprächs tief in die Augen.

"Soll ich beim Aussuchen helfen?"

Er tratscht mit einem jungen Ehepaar, das einen neuen Bezug für die Sitzbank im Esszimmer braucht. "Soll ich beim Aussuchen helfen?" bietet er an und empfiehlt einen Stoff in BZÖ-Orange. Das Ehepaar lacht, lehnt aber dankend ab und blättert weiter im Stoffmusterkatalog. Darmann hat unterdessen eine Vorhangschleife in Orange entdeckt und legt sie seiner blonden Wahlhelferin keck um den Hals. Sie - schwer bepackt mit Feuerzeugen und Co. - lächelt tapfer.

Der nächsten Kundin schenkt Dörfler ein Schlüsselband. Die Dame freut sich - und bittet um ein zweites für ihren Ehemann. Darauf Dörfler: "Wollen Sie Ihn an die Leine nehmen?"

"Kulis selbst wegschmeißen"

Eine Großmutter, die mit ihrem Enkelkind zum Faschingstreiben in das Möbelhaus gekommen ist, nimmt von Dörfler den Stofflöwen entgegen und steckt ihn schnell in ihre Tasche. "Mit dem Geld könnte man wirklich Wichtigeres machen. Ich nehme die Sachen halt, aber Kulis keine mehr, die sollen sie selbst wegschmeißen", sagt Gertrude M. zu derStandard.at. Ihren vollen Namen will sie lieber nicht im Internet lesen. Wen sie wählt, habe sie noch nicht entschieden. Aber der Wahlkampfauftritt eines Politikers würde ihre Entscheidung nicht beeinflussen. Sie zeigt sich schon genervt von den vielen Plakaten und Inseraten.

Eine junge Familie spaziert schließlich an Dörfler vorbei. Für sie nimmt sich der Landeshauptmann extra viel Zeit - und achtet darauf, dass er der Kamera nicht den Rücken zudreht, damit das Bild mit dem Kleinkind auch ja etwas wird. Er schenkt dem Kind einen Löwen mit den Worten: "Den hab ich extra in Afrika für dich gefangen."

"Wie Fritz Strobl"

Immer wieder ist auch der verstorbene Landeshauptmann Jörg Haider Thema. Im Interview mit derStandard.at bestätigt Dörfler, dass er nun in seine Fußstapfen treten muss - meidet aber den direkten Vergleich: "Das ist wie beim Skifahren - da war in Kärnten immer der Franz Klammer der Skikaiser so wie Jörg Haider der Politikkaiser war. Vor einigen Jahren ist es aber auch Fritz Strobl gelungen, Olympiasieger zu werden. Ich bin halt so ein bissl wie der Fritz Strobl und möchte auch einen Goldmedaille heimholen." Was ihn außerdem unterscheide sei, dass er noch näher auf die Menschen zu gehe: "Die Menschen wollen jetzt fester gehalten werden", sagt er - nicht nur wegen des Todes von Jörg Haider und der Wirtschaftskrise.

Keine Witze für Wiener

Auf die Bitte, doch einen Witz für die derStandard.at-UserInnen zu erzählen, winkt Dörfler ab: "Die Wiener verstehen keine Witze." Deshalb wolle er auch keinen erzählen. Und dann muss Dörfler auch wieder weiter. Noch viele Stationen stehen an diesem Nachmittag an - unter anderem eine Faschingssitzung in einer Gemeinde und ein Termin bei einer Lokalzeitung. Ein anstrengender Wahlkampf, auch wenn ihn Dörfler nicht als solchen bezeichnen will. Ihm gefällt das Wort Wahlwerbung besser, sagt er - und verabschiedet sich mit einem Händedruck und einem Grinsen im Gesicht.

Und sein Grinsen ist nicht nur zu sehen, wenn man Dörfler persönlich trifft. Eine regelrechte Plakatallee schmückt Klagenfurts Straßen - nicht nur zur Freude der Bewohner der Kärntner Landeshauptstadt. "Der Jörg hätte das nie zugelassen", sagt ein Taxifahrer, der gerade Kundschaft zum Möbelhaus chauffiert hat. Er deutet auf den mit Wahlplakaten zugepflasterten Mittelstreifen der Völkermarktstraße. Auch dass das BZÖ sich mit dem Zusatz "Liste Jörg Haider" schmückt, findet er nicht gut: "Man soll die Toten ruhen lassen." (Katrin Burgstaller, Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 11.1.2009)