Die Männer schlagen zurück" , titelte der Spiegel bereits 1992: "Genervt vom Feminismus" würden die Männer nun zum Gegenschlag ausholen. Der Titel, 1995 auch für die deutsche Übersetzung von Susan Faludis Buch "Backlash" verwendet, scheint mir gut auf die Kommentare zu passen, die Werner Vogt und Josef C. Aigner zur Causa Voggenhuber an dieser Stelle (Der Standard, 5. 2.) von sich gaben.

Wütend wie immer Vogt, der sich vor Kraftausdrücken gar nicht einkriegen kann - "ödes Parteigemurmel" tönt ihm aus dem "dummen Durchschnitt" des mit "fortgesetztem Nichtstun" beschäftigten "Funktionärsvolks" der "Grünäugigen" entgegen, die er in schmalen drei Spalten mit einem weiteren Dutzend Verbalinjurien bedenkt. Die knappe Niederlage bei einer demokratischen Wahl durch 250 Mitglieder des Grünen-Bundeskongresses ist für Vogt ein "Hinauswurf" , alle grünen Abgeordneten und Delegierten, außer gezählten fünf namentlich genannten Ausnahmen, sitzen im Club der Grünen "ihr langweiliges Leben" ab. Dass 45 % dieser Grünen Voggenhuber gewählt haben und 35 % sogar noch im erweiterten Bundesvorstand für seinen Wortbruch, nun doch als Letzter der Bundesliste zu kandidieren, gestimmt haben, kann den Blitzstrahl des Wütenden auf alle "Hinterbliebenen" der Grünen nicht abmildern. Für die "Parteisitzer" , die Voggenhubers Wende von der Ansage "Entweder Erster oder gar nicht" zu "Der Letzte wird der Erste werden" nicht mitmachen wollten, gibt es kein Pardon. Sie haben es gewagt, gegen einen "mit Sprachgewalt" zu entscheiden und sich dadurch den Zorn eines anderen Sprachgewaltigen zugezogen. In der Tat: Vogts wütende Tirade ist ein beängstigendes Beispiel für die Gewalt der Sprache.

Weniger grobschlächtig, aber umso hintertriebener der Psychoanalytiker Aigner, der seine Aversion mit dem scheinbar neutralen Anliegen der Geschlechtergerechtigkeit tarnt und dabei ausschließlich aus der Warte des verfolgten, verkannten und sexistisch abgewerteten Mannes argumentiert. Mit dem rhetorischen Trick "Wenn das die Männer mit den Frauen gemacht hätten!" verschafft sich Aigner die Möglichkeit, den Frauen all die unsäglichen Grobheiten hineinzusagen, die Männer nicht sagen dürfen, weil der Frauen "Aufschrei ja wohl nicht enden wollend" wäre. Hinter dem Paravent dessen, was einer wie Aigner natürlich nie sagen würde, kann er es den "Politamazonen" und "Emanzen" ordentlich geben, sogar die gänzlich unfeministische "Tussi" darf nicht fehlen. Aber (leider?): Männer dürfen das nicht sagen, wollen sie nicht riskieren, dass sie "am Schandpfahl öffentlicher Kritik verenden" . Auf welche seelischen Abgründe würde wohl der Psychoanalytiker Aigner angesichts solcher Verfolgungsfantasien schließen, hätte er sie nicht selbst hervorgebracht?

Was die Männer nicht dürfen, die Frauen tun's! Ihnen steht "pauschalierende Männerverachtung" frei: "Frau aber darf das." Da wartet der Leser nun auf die fürchterlichsten männerverachtenden Sprüche grüner Frauen - und wird enttäuscht: Außer "alten Parteimännern" oder "alten Herren" hat sich nur das Schimpfwort "Macho" finden lassen, und auch das nur bei der Ex-Grünen Monika Langthaler. Da bleibt nur die Möglichkeit, dieses sexistische Unwort zum Ungetüm aufzublasen. Aus gewöhnlichen Machos werden bei Aigner "unreflektierte, bourgeoise Macho-Sexisten" und "unterbelichtete Macho-Tölpel" oder einfach "Macho-Schweine" . Pfui! Allerdings: Welche grüne Frau hat solche sexistischen Kraftausdrücke von sich gegeben? Das erfahren wir von dem aufrechten Männerbeschützer Aigner nicht.

Bezüglich der Folgen weiblicher Männerverachtung allerdings kommen dem Erziehungswissenschafter bange Fragen. Ist vielleicht der "Sexismus des kleinen Mannes" , nachlesbar etwa in den vielen "frauenfeindlichen Postings" im Internet, eine Reaktion von männlichen Wählern, die statt geschlechtergerechter Überzeugungsarbeit mit sexistischer Männerverachtung durch Frauen konfrontiert werden? - Da haben wir nun also die ganz alte Täter-Opfer-Vertauschung, die das Geschlechterverhältnis, an dem Aigner so viel liegt, durch die gesamte Geschichte begleitet: An den frauenfeindlichen Rülpsern von Männern sind die Frauen selber schuld. Sie hätten sie eben nicht provozieren dürfen. Merk's, Frau: Sag niemals Macho zu einem Mann, vor allem dann nicht, wenn's stimmt. (Bernhard Rathmayr/DER STANDARD Printausgabe, 9. Februar 2009)