Seit Bekanntgabe des neuen Weihbischofs Gerhard Maria Wagner traten mehr Menschen als sonst aus der Kirche aus.

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Auf Oberösterreichs Kirche kommen schwere Zeiten zu: Beim Bürgerservice der Stadt Linz verzeichnete man in den letzten Tagen seit der Bekanntgabe des neuen Weihbischofs Gerhard Maria Wagner einen deutlichen Anstieg der Kirchenaustritte. "Montag hatten wir 26, am Dienstag waren es 23 Austritte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatten wir an beiden Tagen jeweils sechs Austritte" , erklärt Bürgerservice-Leiterin Gabriele Ambach am Mittwoch. Nicht immer würden Gründe genannt, aber "wenn die Leute einen nannten, war der neue Weihbischof auf jeden Fall öfter dabei" .

Die Plattform Wir sind Kirche wappnet sich bereits für die befürchteten Kirchenaustritte als Reaktion auf die Bestellung Wagners. "Es braucht keinen Aufruf von uns. Die Menschen überlegen auch so, in sehr großer Zahl aus der Kirche auszutreten" , sagt Vorsitzender Hans Peter Hurka. Man überlege daher, diejenigen, die austreten, einzuladen, ihre Kirchenbeiträge "einfach als Spende einer Pfarre oder einer kirchlichen Organisation zur Verfügung zu stellen, zu der sie nach wie vor Vertrauen haben" .
Nicht nur viele Laien machen ihrem Ärger über die Bestellung Wagners Luft. Kommenden Dienstag treffen sich die knapp 40 Dechanten des Landes zu einer außerordentlichen Krisensitzung. Der Inhalt: die weitere Vorgangsweise im Fall Wagner.

"Nur Unverständnis"

"Mein Ziel ist es, ein Zeichen zu setzen, das auch in Rom gehört wird" , sagt Dechant Arno Jungreithmair im Gespräch mit dem Standard. Es gehe dabei "nicht direkt um eine Person, sondern um die Vorgänge in Rom; dass man über uns hinwegfährt" . Der Pfarrer von Kremsmünster ist Mitglied jener österreichweiten Pfarrer-Initiative, der unter anderem der Paudorfer Pfarrer Udo Fischer (früher Kämpfer gegen Bischof Kurt Krenn) und der ehemalige Wiener Generalvikar und Caritas-Direktor Helmut Schüller angehören.
Jungreithmair geht davon aus, "dass ein großer Teil die gleiche Meinung vertritt" . Und die sei: "Ein Bischof soll die Herde zusammenhalten. Das ist in diesem Fall nicht gegeben. Der Mann ist dafür bekannt, dass er spaltet und dass es einen Wirbel gibt." Er kenne kaum Befürworter, vielmehr gebe es - auch in seiner Gemeinde - "nur Unverständnis von allen Seiten".

"Besorgniserregend" findet auch der katholische Nachwuchs die jüngsten Entwicklungen. "In der heutigen Zeit ist es nicht immer leicht, junge Menschen für Glaube und Kirche zu begeistern" , ist Stefan Wurm, Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich, überzeugt. Für Jugendliche sei die Ernennung von Wagner "unverständlich und nicht nachvollziehbar" .

An oberster Stelle wird geschwiegen. Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn lehnte auf Standard-Anfrage eine Stellungnahme ab. Es sei unter Bischöfen üblich, erklärt sein Sprecher, "dass Vorgänge in der Diözese des anderen nicht kommentiert werden" . (Peter Mayr, Markus Rohrhofer, DER STANDARD-Printausgabe, 5. Feber 2009)