Es war ein Sieg des Außenseiters. Der Name Gerhard Maria Wagner ist zwar in den Monaten der Suche nach einem Weihbischof für die Diözese Linz mehrmals gefallen, doch so rechte Chancen wollte man dem ultrakonservativen Geistlichen nicht einräumen. In seiner Pfarre Windischgarsten durchaus beliebt, galt Wagner, der in Linz und Rom Philosophie und Theologie summa cum laude studiert hat, in der Diözese Linz seit Jahren als Problemfall. Wohl mit ein entscheidender Grund, warum der 54-Jährige offensichtlich nicht Teil des bischöflichen "Dreiervorschlags" an den Papst war.

Doch: Roma locuta, causa finita. Und mit der Wahl Wagners zum neuen Linzer Weihbischof kommen wieder höchst prekäre Facetten aus dem Leben des glühenden LASK-Anhängers zu Tage. Etwa die berüchtigten Pfarr-Briefe, mit denen Wagner überregional bekannt wurde. Erstmals 2001, und Schuld war Harry Potter. Da sei "Satanismus am Werk" , resümierte der Wahl-Windischgarstener nach erfolgter Lektüre.

Vier Jahre später nahm sich Wagner dann via Pfarr-Post den Hurrikan Katrina vor, der im Juli 2005 New Orleans zerstörte. Dieser sei eine "Strafe Gottes" gewesen, nicht irgendeine Stadt sei versunken, sondern "eine Traumstadt des Volkes mit den besten Bordellen und schönsten Huren." Ähnlich seltsam anmutende Thesen schrieb sich Wagner in Zusammenhang mit dem Tsunami von der Seele: "Wenn die Leute statt Weihnachten zu feiern, in den Urlaub fliegen, wird das Gott auf Dauer nicht gefallen." Von seiten der Diözese ging man auf Distanz und kommentierte die Äußerungen als "unverantwortlich".

Dass allzu liberale Aspekte vom künftigen Linzer Weihbischof nicht zu erwarten sind, zeigt auch dessen Haltung gegenüber Laien. In einem Interview mit dem katholischen Webportal gloria.tv merkte Wagner an, Laien würden sich "um den Altar drängen" . Die Priester ließen sich "alle klerikalen Zeichen nehmen, und die Laien würden sich am liebsten alles anziehen".

Bezeichnend ist auch, dass es in der Pfarre Windischgarsten auf Geheiß von Wagner keine Ministrantinnen gibt. Und so mancher blitzte schon einmal während einer Messe voller Vorfreude auf die Heilige Kommunion beim streitbaren Pfarrer ab. Wagner: "Es geht nicht, dass jemand einmal im Monat zur Heiligen Messe geht, weil ihm gerade danach ist, und dann nach vorne läuft." Der neue Linzer Weihbischof selbst verspeist im Übrigen neben dem "Leib Christi" vorzugsweise warmen Leberkäse. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2009)