Ein neuer Trend geht um in Österreich: der Trend des Häuser-Verlosens. Ein auf den ersten Blick lächerlich geringer Einsatz verspricht dabei den Weg zum "Traumhaus" zu ebnen. Mit 65 Euro ist man in der Steiermark dabei, am Semmering und in Kärnten gibt es die "Traumvilla" um 99 Euro - dort ist im Übrigen aufgrund der steirischen und niederösterreichischen Nachahmer schon zu lesen: "hausverlosung.at - das Original!"

Die Bewerbung der "privaten Glücksspielanbieter" klingt verlockend: Nur wenige tausend Lose werden verkauft, dadurch seien die Gewinnchancen "vergleichsmäßig um ein Vielfaches größer als im Lotto einen 6er zu haben", heißt es etwa auf www.landhausverlosung.at. Zu beachten wäre dabei freilich, dass auch der Einsatz mit 65 Euro den des gewöhnlichen wöchentlichen Lotto-Spielers um ein Vielfaches übersteigt.

Konsumentenschützer und Immobilienexperten warnen vor den großen Unsicherheiten. Vor bösen finanziellen Überraschungen - etwa in Form einer Hypothek - bewahrt ein Blick ins Grundbuch, der sich freilich auch mit ein paar Euro an Gebühren auf die Gesamtkosten schlägt. Das klingt noch vernachlässigbar. Richtig ins Geld geht dann nach dem erlangten "Zuschlag" aber natürlich die Eintragung des neuen Besitzers ins Grundbuch sowie die Grunderwerbssteuer.

Dazu kommt noch ein anderer Umstand, der den Traum von der eigenen Landvilla zumindest für öffentlichkeitsscheue Menschen schnell zum Alptraum werden lassen kann: Wer an der Verlosung des steirschen Landhauses teilnimmt, muss mit den Geschäftsbedingungen "der Veröffentlichung seiner persönlichen, gesetzlich ungeschützten Daten (Name, Vorname, Wohnort) in nationalen und internationalen Medien, auch mit Foto", zustimmen. Auch der Verloser des Hauses am Semmering hat angekündigt, Vertreter der Presse zur Verlosung einzuladen, außerdem wird "die Verlosung mitgefilmt, auf der Homepage wird dann dieser Film veröffentlicht" - nichts für Diskretion liebende Geister also.

Fragt sich noch, warum es für Liegenschaften, die offenbar auf dem herkömmlichen Markt keine Käufer fanden, plötzlich tausende Interessenten gibt. Während die ÖsterreicherInnen immer konkretere Vorstellungen ihres "Traumhauses" haben, wird andererseits für Häuser geboten, die man nur auf schönen Bildern sieht und die sich in einer Gegend befinden, in die man möglicherweise gar nicht vor hat zu übersiedeln. Geschweige denn, dass die baulichen Gegebenheiten genau inspiziert werden. Motto: Einer (fast) geschenkten Landvilla schaut man nicht in den Heizkeller.

Unbekümmertes Lottospielen kann hier aber zu bösem Erwachen führen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 8.1.2009)