Wrabetz informierte seinen Stiftungsrat am Mittwoch im Rahmen der Sondersitzung auch über das voraussichtliche Jahresergebnis von minus 100 Millionen Euro, DER STANDARD berichtete. Eine "Beichte" nannte es der ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter Franz Medwenitsch. Schließlich sei der Punkt nicht auf der offiziellen Tagesordnung der Gremiumssitzung aufgeschienen sondern unter "Allfälliges" abgehandelt worden. Karl Krammer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises", und einige weitere Räte verließen nicht zuletzt aus diesem Grund die Sitzung schon vor Beginn der "Beichte".

50 Millionen einsparen

50 Millionen Euro muss Wrabetz im kommenden Jahr einsparen - ein entsprechendes Paket will er den Stiftungsräten bei der nächsten Sitzung im Dezember präsentieren. Rund 35 Millionen Euro sollen aus den bereits bekannten Sparmaßnahmen wie Abbau von 250 Dienststellen durch natürliche Abgänge, Ausgliederung des Radiosymphonieorchesters und des "Facility-Managements" sowie durch "Änderungen im Dienstrecht", wie etwa Angleichungen an den Kollektivvertrag 2003 bei alten Dienstnehmern kommen.

Kündigungen nicht ausgeschlossen

Geht es nach Wrabetz, soll außerdem der Leistungsbeitrag der ORF-Mitarbeiter für das Betriebspensionssystem erhöht werden. Dort, wo man "flexibel" ist, also etwa bei Leihmitarbeitern, soll es zu "weiteren Flexibilisierungen" kommen. Kündigungen schloss Wrabetz auf mehrfache Nachfrage nicht dezidiert aus und betonte, dass der "Spielraum bei der kommenden Lohnrunde ein sehr geringer" sei.

Genau das befürchten die Belegschaftsvertreter des ORF. Laut ORF-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser gebe es "keinerlei Verständnis dafür, wenn der Generaldirektor die aktuelle Finanzsituation des Unternehmens als Druckmittel für die anstehende Gehaltsrunde benutzt", so Moser, der auch im ORF-Stiftungsrat sitzt. Die Gehaltsverhandlungen starten am 27. November.

Belegschaftsvertreter fordern "raschest" Reduktion in Führungsetagen

Angesichts einer Jahresbilanz von minus 100 Millionen Euro gebe es zwar eine grundsätzliche Sparbereitschaft, allerdings müssen dann auch die Strukturen in den Führungs- und Managementebenen nicht nur überdacht "sondern raschest reduziert werden", so Moser. Die Geduld der ORF-Mitarbeiter sei jetzt an ihren Grenzen angelangt - in Anbetracht der anvisierten Ausgliederungen, Sparpakete und vergangenen Minimallohnrunden, sagt Moser. (APA)