Wien – Nur die denkmalgeschützte Bahnhofshalle mit der charakteristischen Glasfront und die Bahnsteige werden an den alten Wiener Westbahnhof erinnern. Am Montag wurden die Eingangshalle und der Europaplatz wegen Umbauarbeiten gesperrt. Seit Anfang des Jahres lassen die ÖBB Nebengebäude abreißen und den Bahnhof umgestalten, der 2011 als "Österreichs erste BahnhofCity" in neuem Glanz erstrahlen soll.

BahnhofCity bedeutet, dass die Eingangshalle unterkellert und mit der Mariahilfer Straße verbunden werden soll. In das Untergeschoss ziehen 100 Geschäfte und Lokale ein. Links und rechts neben der Eingangshalle sollen zwei Gebäude gebaut werden: Auf der linken Seite, Ecke Mariahilfer Straße / Neubaugürtel, ein Bürokomplex mit einem Atrium, auf der rechten Seite ebenfalls ein Bürogebäude mit einem Hotel.

Der Betrieb soll laut Bundesbahnen weiterlaufen wie bisher. Den Ticketschalter und einen Großteil der Geschäfte findet man in der provisorischen Halle, der "Verkehrsstation", an der äußeren Mariahilfer Straße, Ecke Langauergasse/Gerstnerstraße, zwischen dem "Blauen Haus" und den Bahnsteigen. Das einstöckige Zentrum soll 2011, wenn der Bahnhof fertig ist, rückgebaut werden. Den Flughafen-Bus und Taxis finden Reisende bis dahin nicht mehr am Europaplatz, sondern in der Felber Straße. Ende 2009 sollen die Busse aber wieder vom Europaplatz fahren.

Was die politischen Gemüter erregt, ist, dass der Westbahnhof, der bisher den Fernverkehr im Westen bedient hat, zu einem Regionalbahnhof "degradiert" werden soll. Denn mit dem Bau des Lainzer Tunnels zwischen Hütteldorf und Meidling soll der Fernverkehr nach Westen zum Hauptbahnhof (jetzt noch Südbahnhof) erfolgen.

Laut ÖBB kann von Degradierung keine Rede sein: Ende 2012 soll auch der Wienerwald-Tunnel fertig gestellt werden. Dann sollen der Weststrecke zwei zusätzliche Gleise zur Verfügung stehen. "Das sind 60 Züge extra in Richtung St.Pölten. Die Züge werden mindestens bis Linz fahren", sagt ÖBB-Sprecher Herbert Ofner. Er rechnet damit, dass die Fahrgastzahlen ab 2012 zurückgehen, sich aber bei 42.000 Reisenden pro Tag wieder einpendeln werden. Westlich von Wien gebe es noch Potenzial, das wegen fehlender Kapazität nicht angesprochen wurde, sagt Ofner. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD, Printausgabe, 16. September 2008)