Abkühlung jeder Art war bei Groß und Klein beim Donauinselfest schwer gefragt - egal ob auf dem Floß ...

Foto: STANDARD/Fischer

... oder in luftiger Höhe.

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"Gib mir jetzt deine Hand, sonst gehst noch verloren!", mahnt ein Vater seine kleine Tochter. Auch wenn am frühen Abend das Gedränge nicht so stark ist, dass der Nachwuchs leicht in der Masse verschwinden könnte, sind viele Eltern besorgt. Weitgehend grundlos - denn auf der Kinderfundstelle werden verlorene "Zwerge" professionell betreut.

Dort ist es zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich ruhig. "Die Kinder kommen meistens erst zu uns, wenn's ein bissl dunkler ist", erklären Sara Kramer und Andrea Zauner. Anders ist das auf der Eskimo-Kinderfreunde-Insel. "Vier- bis achttausend Kinder werden es schon sein, die bei uns spielen", meint Gerhard Schuster von den Wiener Kinderfreunden. Verletzungen sind trotz des großen Ansturms eine Seltenheit: "Es geht hier sehr entspannt zu."

Ein Blick zur Seite bestätigt das. Starr vor Faszination steht eine Gruppe von Kleinkindern um einen Clown herum, der Luftballonschlangen zu Tieren formt. "Das is schon a Wahnsinn, wie der das macht", meint ein junger Mann, bevor seine Freundin ihn weiterschleift. "Komm, jetzt gemma aber runter zu den Bühnen", raunt sie genervt. Denn auch für Erwachsene bietet das Donauinselfest Unterhaltung im Überfluss - präsentiert es sich doch als Event für die ganze Familie.

Politik und Tortenwurf

Im heurigen Wahlkampfherbst ist es noch sichtbarer als sonst eine Veranstaltung der SPÖ. Die sozialistische Jugend will "die Mehrheit der Rechten brechen" und bietet Besuchern eine Tafel zum Kopf-Durchstecken und Fotografieren-Lassen. Das Motiv: Jörg Haider und H.-C. Strache kurz davor, eine Torte ins Gesicht zu bekommen.

Auf dem Weg durch das Gedränge kommt man auch nicht umhin, unzähligen grinsenden Plakat-Faymännern zu begegnen. "Jede Stimme zählt. Auch wenn sie heiser ist", steht auf den 200 Dreiecksständern, die auf der Insel verteilt wurden. Und viele Stimmen werden nach dem heurigen Fest heiser sein: Laut ist es nicht nur vor der VIVA-Bühne. Dort geben begeisterte "Krocha" ihre Jump-Style-Künste zum Besten. "Saugeil is das, Oida", kommentiert eine junge Frau die ohrenbetäubenden Töne, die von einem wenig abwechslungsreichen Songtext begleitet werden.

Einen etwas größeren Wortschatz kann da die EAV vorweisen. In Zeiten des Wahlkampfs will sich Frontman Klaus Eberhartinger einen politischen Seitenhieb nicht verkneifen: "Bei unserem Sandlerkönig Eberhard geht's ja um gebrochene Liebe. Wie bei Romeo und Julia. Oder ganz aktuell - wie beim Jörgi Haider und beim Heinzi Strache."

Währenddessen überwacht ein Großaufgebot an Polizisten das Geschehen vom Rand aus. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme - kein Grund zur Sorge. Es passiert sowieso nie recht viel, höchstens einmal eine kleine Rauferei", erklärt ein Beamte. Auch Polizeisprecher Karlheinz Ruisz berichtet, es sei heuer "auffallend ruhig" gewesen. Bis zum Sonntagmittag gab es nur acht Festnahmen, alle wegen kleinerer Eigentums- oder Gewaltdelikte.

Kollaps auf offener Bühne

Mehr Stress hatten da die Sanitäter des Arbeitersamariterbunds. Diese mussten bereits an den ersten beiden Festtagen 725-mal ausrücken. Ein Grund sei das hochsommerliche Wetter gewesen. "Wir haben sehr viele Kollapse gehabt aufgrund der Temperatur", erzählt Einsatzleiter Erwin Scheidl. Betroffen war auch einer der Künstler. Der Sänger von Manfred Manns Earthband erlitt einen Kreislaufzusammenbruch und musste ins Spital eingeliefert werden. Die Fans mussten auf den Auftritt der Band verzichten.

Im Vergleich undramatisch lief das Fest für die jungen Besucher ab. Am Freitagabend wurde nur ein Kind bei der Kinderfundstelle betreut. "Fulltimejob ist das natürlich keiner", meint Pädagogin Sara Kramer. (Bernadette Keusch, DER STANDARD; Printausgabe, 8.9.2008)