Innsbruck - In Tirol schlägt die versuchte und im vergangenen Moment abgewendete Abschiebung der armenischen Familie Grigorjan aus Kössen Wellen: "Es kann nicht sein, dass abgewiesene Asylwerber am Flugplatz einfach den Satz 'Ich werde verfolgt' aussprechen und schon geht das Asylverfahren von vorne los", sagte der Tiroler Soziallandesrat Gerhard Reheis (SPÖ) in einer eilends einberufenen Pressekonferenz am Freitag.

Wie im Standard berichtet, war am Dienstag die Außerlandesbringung der Grigorjans drei Stunden vor dem Abflug in Wien aufgehalten worden. Ein psychiatrisches Attest über die Nicht-Abschiebbarkeit von Frau Grigorjan und neue Details über die Lage religiöser Minderheiten in Armenien - die Familie gehört den Zeugen Jehovas an - hatten den Ausschlag gegeben.

Der Abschiebestopp und der neuerliche Asylantrag waren von einer Beamtin in Wien in die Wege geleitet worden. Die Tiroler Behörden hatten davor keine Veranlassung dafür gesehen, obwohl ihnen das psychiatrische Attest bekannt gewesen war, wie Flüchtlingskoordinator Peter Logar am Freitag sagte. Die Familie habe in Tirol bis zuletzt um einen neuen Asylantrag gebeten, sagt auch Tim Außerhuber vom MigrantInnenverein St. Marx . Die Grigrorjans wurden inzwischen im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen untergebracht.

Lehre für jugendliche Asylwerber

Soziallandesrat Reheis forderte unterdessen eine Unterscheidung zwischen Asylwerbern und Arbeitsmigranten. Zudem will Reheis bei der nächsten Tagung der Sozialreferenten ein neues Modell zur Diskussion stellen, wonach jugendliche Asylwerber bis zwanzig Jahre die Möglichkeit haben sollen, in Österreich eine Ausbildung zu absolvieren. Derzeit leben in Tirol 1374 Flüchtlinge in 19 Flüchtlingsheimen. Laut Reheis bemüht sich das Land, alle Asylwerber aufzunehmen, die Tirol zur Grundversorgung zugeteilt werden. (Irene Brickner, Verena Langegger, Der Standard Print-Ausgabe, 6./7.9.2008)