Foto: armedangels/Falco Peters Photography

Firmengründer Martin Höfeler und Anton Jurina im "armedangels"-Hauptquartier in Köln.

Fotos: armedangels/Falco Peters Photography

"Social" steht für fair produzierte Mode,...

Fotos: armedangels/Falco Peters Photography

... "Fashion" dafür, dass sich Öko-Mode nicht im Jute-Sack erschöpft.

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Faire Mode soll kein Nischenprodukt bleiben: Das verstehen die "armedangels" unter "Revolution".

Anton Jurina und Martin Höfeler sind nicht einfach "gegen etwas". "Wir wollen nicht nur kritisieren, wir wollen Alternativen anbieten", sagt Jurina.

Kritisieren lässt sich vieles, vor allem in der Modebranche: Pestizide, die beim Baumwollanbau Grundwasser vergiften. Rohstoffpreise, die das Überleben der Bauern nicht sichern können. NäherInnen, die für Hungerlöhne schuften. Kinderarbeit.

"Social Fashion Revolution"

Die Alternative, für die Jurina, 29, und Höfeler, 26, einstehen, lautet Revolution. Soziale Mode-Revolution, "Social Fashion Revolution." Das haben sich die beiden Kölner nicht an die Fahnen, sondern an die T-Shirts geheftet, die sie seit gut zehn Monaten unter dem Label "armedangels" vertreiben: Bio-Baumwolle, fair gehandelt und verarbeitet, mit schicken Designs bedruckt. Mode, der man "Öko" nicht ansieht, die aber allen Kriterien der "LOHAS"-Bewegung entspricht. "Lifestyle of Health and Sustainability" zum Überziehen.

"Das ist nicht bloß Marketing", beteuert Firmengründer Jurina. "Wir leben unser Konzept, wir wollen es groß machen und in die Welt hinaustragen." Die Jungunternehmer, die sich von ihrem BWL-Studium kennen, haben sich damit viel vorgenommen. Ihr Auftritt ist kämpferisch. Auf der Homepage formieren sich Shirt-TrägerInnen als "Guerillas" zur sozialen Mode-Revolution, "So oder gar nicht!" lautet das Firmencredo, alle, die mit dem Unternehmen zu tun hätten, sollten auch davon profitieren.

Die neuen Robin Hoods

Und ein bisschen erinnert das Firmenlogo der "armedangels" - ein geflügelter Engel mit Pfeil und Bogen - an die weibliche Ausgabe von Robin Hood. Zwischen 30 und 50 Euro wird den Reichen für ein T-Shirt oder einen Sweater genommen. Dafür wird den Armen faire Entlohnung gegeben, außerdem geht ein Euro vom Verkaufspreis an ein Hilfsprojekt in Indien.

Das Konzept scheint aufzugehen: Internationale Graffiti-Künstler und Grafik-Designer entwerfen T-Shirt-Drucke,  Promis wie Sänger Thomas D von den Fantastischen Vier oder Schauspieler Jürgen Vogel werben für das Label, Jurina und Höfeler haben mit ihrer Geschäftsidee einen Gründerwettbewerb gewonnen und wurden für einen weiteren nominiert.

"Bio allein reicht nicht"

Die Nachfrage nach ökologisch und fair produzierter Mode steigt. Auch Großhandelsketten wie C&A oder H&M haben das erkannt: Dort gibt es mittlerweile kleine Sortimente von Kleidung aus pestizidfrei angebauter Baumwolle. "Das allein reicht aber nicht", meint Jurina: "Auch wenn der Rohstoff jetzt 'bio' ist, sagt das nichts über die Bedingungen bei der Fertigung."

Für die "armedangels" war es eine Herausforderung, die richtigen RohstofflieferantInnen und ProduzentInnen für ihr Unternehmen zu finden. Pestizidfrei und organisch angebaute Baumwolle wird immer begehrter. Wird ein Feld auf biologischen Anbau umgestellt, dauert es einige Jahre, bis sämtliche Pestizid-Rückstände tatsächlich aus dem Bodenverschwunden sind. Bis dato entsprechen nur 0,2 Prozent der weltweiten Baumwoll-Produktion den Bio-Kriterien - da ist es schwer, sich Kontingente zu sichern. "armedangels" arbeitet jetzt mit "Fairtrade" zusammen. Angebaut wird jetzt in Indien, genäht in Portugal.

Weg von "Birkenstock und Batik"

"Wenn wir überleben wollen, müssen wir uns von der Öko-Bewegung unterscheiden", sagt Jurina. Also weg von "Birkenstock und Batik", wie er es nennt . Der "Stil" muss überzeugen, tragbare Streetwear steht am Programm. Das soll auch Leute für das Label begeistern, die mit "bio" und "nachhaltig" sonst nicht so viel am Hut haben.

Die Community, die sich hinter das Label gestellt hat, besteht daher nicht nur aus Öko-Jüngern: Die Palette reicht von der BWL-Studentin bis zum Unternehmensberater. Was die TrägerInnen von "armedangels"-Mode besonders schätzen, ist das Design, der "Fashion-Faktor": "Ein Shirt, das fair produziert ist, aber nicht gut aussieht, würde ich nicht anziehen", lautet der Tenor. Und: "Die Qualität simmt." Gutes tun und dabei gut aussehen - Jurina und Höfeler haben das mit Ihrem Label geschafft. (Nicole Bojar/derStandard.at/16/07/2008)