Zehn solcher unterirdischer Wohncontainer sind als Teil eines Hotels am Obernberger See geplant.

Foto: Natur Refugia Obernberger See Ges.m.b.H.

Innsbruck – Seit sechs Jahren tobt der Streit um den geplanten Hotelbau am Obernberger See in Tirol. Im Moment liegt das Projekt wieder bei der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck (BH), die naturschutzrechtlich zu entscheiden hat. Zwar hatte sie schon einmal einen positiven Bescheid ausgestellt, doch dagegen hatte Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer berufen. Das Landesverwaltungsgericht hat dieser Berufung wegen eines Formfehlers stattgegeben und den Bescheid aufgehoben.

Fronten sind verhärtet

"Dass genau dasselbe Projekt erneut eingereicht wurde, zeugt von einer gewissen Ignoranz", stellt Kostenzer in Richtung der Betreiber fest. Man habe seit Jahren eine andere, sensiblere Planung empfohlen. "Dass es nun schon so lange dauert, liegt also nicht an den Behörden." Clemens Unteregger, einer von fünf Brüdern, die das Hotel bauen wollen, sieht das naturgemäß anders: "Da kann man sich nur gefrotzelt fühlen. Soll ich denn wieder von vorne beginnen?" Er beharrt auf dem Standpunkt, seine Pläne bereits im Zuge der Flächenwidmung 2010 offengelegt zu haben: "Damals hatte niemand etwas dagegen."

Turm mit Wohncontainern

Konkret will Unteregger den alten Gasthof am See, der keine Betriebsgenehmigung mehr hat, durch einen dreistöckigen Turm aus Holz und Glas ersetzen: mit Restaurant und Terrasse für insgesamt 250 Gäste sowie Seminarräumen und Personalzimmern im Obergeschoß. Daneben sollen 40 Gästebetten in Wohncontainern entstehen, die in die Erde eingelassen werden. "Weil eine Erweiterung der bestehenden Kubatur nur um 25 Prozent erlaubt ist und unterirdische Bauten nicht zur Kubatur zählen", vermutet Kostenzer, der das Projekt angesichts der seit den 1930er-Jahren unter Schutz stehenden Umgebung für "unsensibel" hält und ablehnt.

Bürgermeister wegen Stillstand besorgt

In der Gemeinde Obernberg verfolgt Bürgermeister Josef Saxer den Streit mit Sorge. Denn mangels Infrastruktur verkommt der idyllische Flecken langsam: "Der See ist gut besucht, aber es gibt nicht einmal ein Klo dort oben." Er hatte auch den Gestaltungsbeirat des Landes hinzugezogen, der das Projekt ebenfalls negativ beurteilte. Woraufhin Naturschutzreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) kurzerhand einen eigenen Gutachter beauftragte, der auch negativ beurteilte, was ihr wiederum eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs bei der Staatsanwaltschaft eingebracht hat, die derzeit geprüft wird.

Bis 15. September nimmt die BH noch Stellungnahmen der Parteien entgegen, bevor sie erneut über das Projekt entscheidet. (Steffen Arora, 1.9.2016)