Mit der Maus abgerutscht ist Mike Webb nicht, er wollte vielmehr einem Gerücht über einen Virus nachgehen

Pornos, das Internet und Politiker: Eine unheilvolle Kombination, die in den vergangenen Monaten immer wieder für Aufregung sorgte. So amüsierte erst unlängst ein brasilianischer Kommunalpolitiker das Netz, weil ein Foto bewies, wie er während Ratssitzungen auf seinem Laptop erotische Filme konsumierte. Er behauptete, ein "Virus" habe die Seite aufgerufen. Unvergessen bleibt auch ein deutscher Bürgermeister, der einen Screenshot des Grundgesetzes publizierte – und in anderen Browsertabs Pornoseiten geöffnet hatte. Er entschuldigte sich damit, dass er im Urlaub beim Skilift zwei Männern gelauscht hatte, die sich über Sadomaso unterhalten hatten. Da er nicht wusste, was das sei, habe er es gegoogelt – und sei so auf den Pornoseiten gelandet.

"Ivone Sexy Amateur"

Eine Kombination der zwei Fälle stellt nun eine Meldung aus den USA dar. Der Republikaner Mike Webb, der für Kongresssitz im 8. Kongressbezirk Virginias kandidiert, hatte einen Screenshot auf Facebook veröffentlicht, auf dem in zwei Tabs "Layla Rivera Tight Booty" und "Ivone Sexy Amateur" zu sehen sind – klassische Pornoseiten im Netz. Das bemerkten Nutzer natürlich bald (der Blick auf offene Tabs ist für viele schon fast Pflicht), der Post ging viral – und Webb lieferte eine 2.000 Wörter lange Erklärung, warum er denn die Seiten offen gehabt habe.

"Gerücht nachgegangen"

Die klingt bizarr und outet Webb als paranoiden Verschwörungstheoretiker: Er behauptet nämlich laut Guardian, dass er "testen wollte, ob es stimmt, dass in der pornografischen Welt ein böser Mensch auf die Minichance wartet, einen Kandidaten für ein Amt auf Bundesebene zu erwischen, und ihn mit einem Virus zu infizieren, der die Datei, in der die Formulare für die Wahlkommission gespeichert sind, am Tag der Deadline jedes Mal zum Abstürzen bringt." Er gibt an, dass sein Antivirenprogramm "über 4.800 Viren" abgefangen habe.

Bibelzitat

Mittlerweile wurde auch diese Erklärung wieder zurückgezogen. Webb prahlt nun nur mehr damit, dass seine Twitter-Anhängerschaft um 50 Prozent, die Zahl seiner Facebook-Unterstützer um 25 Proenz in die Höhe geschossen sei, seit sein "notorisches Posting" online gegangen ist. Die Einleitung beginnt er mit einem Bibelzitat: "Denn der Herr ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für." (red, 18.5.2016)