Gute Idee, schlecht umgesetzt: Ein Schüler kritisiert Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

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"Ups, das hätte nicht passieren sollen!" Auf diesen Satz stieß, wer dieser Tage versuchte, seine vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) hochzuladen. Doch dies ist nicht der einzige Fehler, der unter Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek passiert ist. Es ist nur die Spitze des Eisbergs.

Unausgereiftes System

Von Anfang an war das System Zentralmatura unausgereift, nun müssen die angehenden Maturanten die bittere Pille schlucken. Bis zuletzt sind alle Aussagen, die uns Schüler erreicht haben, schwammig und unzureichend formuliert gewesen. In Mathematik wissen wir auch nach der letzten Schularbeit noch nicht genau, wie das Format bei der zentralen Reifeprüfung aussehen wird. Die "Generalprobe" für die Matura war eine Katastrophe, an einigen Schulen gab es nur eine Handvoll positiver Arbeiten.

Bei der vorwissenschaftlichen Arbeit wusste nicht einmal das Ministerium, wie diese auszusehen hat. Einmal liest man von 40.000 Zeichen Mindestumfang, dann sind es wieder 45.000, einmal hört man, die Fußnoten würden in die Zeichenanzahl eingerechnet werden, dann wird dies widerrufen. Bis zuletzt gab es praktisch keine Aussage des Bildungsministeriums, die so auch gehalten hat.

Schüler als Versuchskaninchen

Als Schüler kommt man sich unweigerlich wie ein Versuchskaninchen vor. Die zuständigen Mitarbeiter im Ministerium sind unterbesetzt und überfordert, alles wirkt planlos und schlecht bis gar nicht durchdacht. In etwa zwei Monaten müssen wir Schüler unsere Arbeiten präsentieren, bis jetzt haben wir dazu noch keinerlei Informationen erhalten.

Ähnlich sieht es auch bei der mündlichen Reifeprüfung aus; praktisch jeder Lehrer hat eine andere Information bezüglich des Ablaufs, bis heute weiß niemand, wie die Dialoge mit den Lehrpersonen gestaltet werden sollen. Fairerweise muss man erwähnen, dass ein Großteil der Vorbereitungsstunden ohnehin gestrichen wurde, dementsprechend kommen wir Schüler nicht nur uninformiert, sondern auch unvorbereitet zur Reifeprüfung.

Vernünftige Idee

Die Idee einer Zentralmatura ist durchaus vernünftig, es schafft eine Basis, die für alle Absolventen gleich viel wert ist. Jedoch ist die Art und Weise, wie Ministerin Heinisch-Hosek mit dem Bifie dieses Projekt umsetzt, klar mit einem "Nicht genügend" zu bewerten. Was nach all den Schlagzeilen, die nach ein paar Tagen wieder in Vergessenheit geraten sind, übrig bleibt, ist eine ganze Schulstufe voller verunsicherter Schüler und Lehrer, die diesem unausgereiften und nicht funktionierenden Pilotprojekt ausgeliefert werden.

Nun bleibt abzuwarten, ob doch noch eine faire Matura auf die Beine gestellt werden kann. Die Vermutung liegt nahe: Die nächste Fehlermeldung wird nicht lange auf sich warten lassen. (Daniel Guzmics, derStandard.at, 13.2.2015)