"PES 2014" ist für PC, PS3 und Xbox 360 erschienen.

Foto: Konami

Mit "PES 2014" gelingen Konami merkbare Fortschritte, aber kein großer Wurf.

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Das große Duell um die Herzen der Fußballspielfreunde geht ins Finale. Die Vorlage liefert der japanische Entwickler und Publisher Konami mit "Pro Evolution Soccer 2014". Nun liegen die ersten Pressestimmen zur nächsten Auflage des virtuellen Kicks vor.

Insgesamt wird der Titel, wie sich auf "Metacritic" nachvollziehen lässt, positiv begrüßt. Für IGN hat Daniel Krupa "PES 2014" unter die Lupe genommen. Er gehört zu jenen, die vor allem gute Worte für die Vorjahresversion finden, die er als "fordernde und skillbasierte" Erfahrung beschreibt. "PES 2014" versucht seiner Ansicht nach auf dieser Vorlage aufzubauen.

Schöner dank Fox Engine

Dafür bringt der Titel einen erneuerten Unterbau mit. Für die grafische Umsetzung setzt Konami auf die brandneue Fox Engine, auf der auch potenzielle Blockbuster wie "Metal Gear Solid 5" und "Heavy Gears" basieren werden. "'PES 14' markiert den größten Wandel, den die Serie seit einer Generation erlebt hat", schreibt Krupa, "und kommt seinem Potenzial sehr nahe, nutzt es aber nie voll."

Die auffälligste Änderung ist der Fortschritt in der grafischen Qualität. Von ihren unmittelbaren Vorgängern hebt sich die Fußballsimulation hier deutlich ab. Manche Spieler kommen ihren realen Vorbildern ungeheuer nahe, in vielen Details - etwa dem Gras in den Stadien und dem Stoff der Trikots - wurden große Fortschritte erzielt.

Mehr Atmosphäre

Auch in puncto Präsentation, traditionell ein Schwachpunkt der Reihe im Vergleich zu EAs "FIFA"-Serie, wurde viel verbessert. Die Stadien wurden neu nachgebaut, anstelle einer diffusen Zusehermasse werden die Ränge nun mit Bannern und euphorischem Publikum besetzt, das dynamisch auf das Spiel reagiert.

So pfeifen die Heimfans das Gegnerteam bei einer Standardsituation schon einmal aus oder fordern lauthals Bestrafung nach einem Foul. Verbesserte Beleuchtung trägt ihren Teil zur Politur des neuen "PES" bei. Die neue Opulenz bringt allerdings die Xbox 360 an ihre Grenzen, was sich in kleineren Framerate-Einbrüchen äußern soll, beschreibt Krupa.

Alte Schwächen

Bei der Menüführung ist fast alles beim Alten geblieben. Eher unübersichtliche und verschachtelte Menüs fügen sich mitsamt einem meist nonfunktionalen Mauszeiger mehr schlecht als recht in die moderne Spielgrafik ein. Eine andere bekannte Schwäche hat "PES 2014" ebenfalls nicht abgelegt: Immer noch neigt der Kommentator zur inflationären Wiederholung einzelner Phrasen.

"In Bestform"

Krupa lobt die Weiterentwicklung der Ballkontrolle, die seiner Ansicht nach nicht nur gutes Timing beim Tastendruck, sondern "echte Übersicht und Können" verlangt. Das Spiel glänzt weiterhin im Bereich Strategie und Taktik und bringt die Stärken und Schwächen von Teams und Spielern nachvollziehbar auf den virtuellen Rasen.

"Manche Spiele waren geduldige, strategische Angelegenheiten mit langsamem Aufbau über die Mitte. Das nächste Match war eine hektische Sache von Strafraum zu Strafraum, hauptsächlich über die beiden Flanken", schildert der IGN-Autor. "Es fühlte sich ungeskriptet und unvorhersehbar an. Das ist 'PES' in Bestform."

"TrueBall Tech" und "MASS"

Die Kernelemente des Gameplays von "PES 2014" bilden "TrueBall Tech" und "MASS". Während das eine System für die Bewegung des Balles und den Einfluss des Kickers sorgt, simuliert das andere die Bewegungen der Kicker auf physikalischer Ebene. Dribbling ist schwerer geworden, umso gezielter lassen sich dafür schnelle Sprints und Richtungsverlagerungen anbringen.

"MASS" spielt seine Stärken insbesondere in engen Situationen aus, hin und wieder neigt das Spiel allerdings dazu, Zweikämpfe anzuzetteln, obwohl ein Spieler dem Gegner eigentlich schon entkommen ist.

Im Defensivspiel sind Positionierung und Raumdeckung immer noch die Schlüsselelemente. Die Tacklingmechanismen profitieren allerdings kaum vom Fortschritt durch "MASS", insbesondere Sliding Tacklings lassen oft Effektivität vermissen. "Wagt man sich auf den Boden, gewinnt man den Ball nur selten sauber, weil sich der eigene Spieler wie ein Verrückter auf den Gegner stürzt", beschreibt Krupa.

(K)ein Herz fürs Team

Neu, aber kaum bemerkbar ist das "Heart"-System, das bei "PES 2014" die Spielermoral vorgibt und den sogenannten "zwölften Mann" ins Spiel einführen soll. Tatsächlich ist die Einwirkung durch euphorische Fans oder unerwartete Spielereignisse aber kaum bemerkbar, was laut Krupa hinsichtlich Balancing und Realismus wohl auch gut so ist.

Kaum Modi-Erweiterungen

Abseits des Rasens lässt "PES 2014" aber immer noch Tiefe im Vergleich mit "FIFA" vermissen. Die UEFA-Klubbewerbe findet man ebenso wie die Copa Libertadores sowie erstmals die asiatische Champions League. Jedoch verfügt Konami bei vielen Mannschaften nicht über die Lizenzen, um sie mit Originalnamen und -gesichtern zu bestücken - nichts Ungewohntes für "PES"-Spieler. Zumindest am PC wird sich dieses Manko wohl mit Fanpatches einfach ausbügeln lassen. Eine Erweiterung der integrierten Stadien ist Moddern allerdings nicht möglich - der Stadioneditor musste zusammen mit allen spanischen Stadien aus Lizenzgründen entfernt werden.

Auch die Master League ist wieder mit von der Partie. Am Modus hat sich nichts geändert, neu ist lediglich, dass man nun als Teamchef auch die Mannschaften wechseln und Nationalteams übernehmen kann. Der vom "Ultimate Team"-Modus in der "FIFA"-Serie gebotene Umfang sucht weiter seinesgleichen.

Ein Schritt, kein Sprung

Krupa beurteilt "PES 14" letztlich als "einen Schritt, aber keinen großen Sprung nach vorne" für die Serie. Konami hat ein Fundament geschaffen, auf dem man in Zukunft weiter aufbauen kann, wenngleich unverständlich ist, wieso Konami nicht gleich aufs Ganze gegangen ist.

Einzigartigkeiten

Große Fortschritte beim Core Gameplay sieht auch David Meikleham vom "Official Playstation Magazine UK". Er lobt, dass man insbesondere mit talentierten Spielern nun mehr anstellen kann, etwa mit Dribbling-Talent Neymar gegnerische Verteidiger austanzen. Die mit dem Player-ID-System besonders betonten Superstars kommen ihren Vorbildern in Sachen Spielweise und Verhalten erstaunlich nahe und übertreffen "FIFA 13", wo sich bekanntere Spieler bis auf bessere Attribute kaum vom Rest unterscheiden.

Meikleham erwähnt auch, dass die virtuellen Referees bedächtiger im Umgang mit den Karten geworden sind. Wird man verwarnt, verdient man den gelben oder roten Karton in der Regel auch. Verteidigen ist aufgrund der gesteigerten Bewegungsfreiheit fordernder geworden.

"Klopp'sche Nuancen"

Er hebt auch "Combination Plan" hervor, eine weitere "Schicht" zum ohnehin großzügigen Taktikmanagement von "PES". Verinnerlicht man die zahlreichen Möglichkeiten zur Initiierung verschiedener Spielzüge (etwa das gezielte Kommando an einen nahen Mitspieler, sich Raum zu verschaffen), kann man sich in wichtigen Momenten entscheidende Vorteile verschaffen und der gegnerischen Defensive einheizen. "Klopp'sche taktische Nuancen" nennt Meikleham das System mit einem schmunzelnden Seitenhieb auf den Trainer von Borussia Dortmund.

Vergleicht man die Rezension mit jener von Krupa, so dürften die Performanceprobleme von "PES 2014" auf der PlayStation 3 heftiger ausfallen, als auf der Xbox 360. "Pre-Match-Cutscenes sind weniger stabil als der durchschnittliche Plausch mit Tom Cruise in einer Talkshow, Replays sind einfach kaputt und ruckeln oft mit zehn bis 15 Bildern pro Sekunde herum."

Problematische Performanceeinbrüche

Während das Problem bei Präsentationssequenzen verkraftbar ist, sind die Verzögerungen während des Matches teils schwer problematisch. So scheint "PES 2014" besonders gerne bei Strafraumszenen nach Stangenschüssen oder Torwartparaden einzufrieren, was den Spieler mitunter wichtiger Nachschussgelegenheiten berauben kann. Hier bleibt zu hoffen, dass Konami mit einem Patch aushilft - den auch die hin und wieder patzende Torwart-KI benötigt.

Trotz allem kann man "PES 2014" seine Schwächen vergeben, findet Meikleham, für den das Spiel die unterhaltsamste Ausgabe des Konami-Kicks seit den Zeiten der Playstation 2 ist.

Herzschmerz

Weniger verzeihend gibt sich Justin Towell bei "GamesRadar". Er stellt, ganz im Gegensatz zum IGN-Review, einen enormen Einfluss des "Heart"-Faktors fest - bis zu dem Punkt, an dem jegliche Kommandos an demoralisierte Mitspieler zur Nutzlosigkeit verkommen. Eine merkbare Schwäche, zumal sich dieser Effekt nicht abschalten lässt.

Fazit: Neue Stärken, alte Schwächen

Zusammenfassend sind Konami insbesondere in Sachen Gameplay deutliche Fortschritte gelungen, ohne allerdings alle alten Schwächen auszubügeln. Der Momentum-Messer "Heart" birgt sicherlich für die Zukunft Streitpotenzial. In puncto Präsentation konnte Konami auf EA Sports zwar aufholen, aber längst noch nicht gleichziehen.

Die Ressourcen, die man in die Umrüstung auf die Fox Engine, in True Ball und MASS gesteckt hat, fehlen im Spielumfang. Wo man am grünen Rasen Mehrwert mit feiner Ballkontrolle und taktischen Nuancen geschaffen hat, liegt man abseits davon immer noch deutlich hinter dem großen Konkurrenten. (gpi, derStandard.at, 20.9.2013)

Video: PES 2014