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Auch der japanische Fußballspieler Shinji Kagawa dehnt sich vor dem großen Spiel.

Foto: REUTERS/Ueslei Marcelino

Sportschuhe an, dehnen, laufen: Stretching vor Beginn eines Dauerlaufes soll angeblich vor Verletzungen beim Joggen schützen. Darüber wird in der Sportwissenschaft jedoch noch immer gestritten.

Am Grazer Institut für Sportwissenschaft wird im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projektes untersucht, ob und wie sich unterschiedliche Dehntechniken auf Muskel- und Sehneneigenschaften der Sportler auswirken.

Sinnvoll oder gar schädlich?

"Dehnen oder nicht dehnen?", fragen sich Läufer: Immer wieder wird die Sinnhaftigkeit des Dehnens infrage gestellt und selbst auf ein mögliches Verletzungsrisiko durch diese Praxis hingewiesen, erläutert Markus Tilp vom Labor für Bewegungswissenschaften des Instituts für Sportwissenschaften an der Universität Graz.

Dort analysieren die Bewegungswissenschafter anhand der Muskeln, Sehnen und Knochen die neuromuskulären Eigenschaften der Arme- und Beine. Damit will man die individuellen Leistungsmöglichkeiten abschätzen, Verletzungen vorbeugen und den Verlauf eines Trainings genau verfolgen.

"Stretching ist eine wesentliche Vorbereitung des Körpers auf die bevorstehende Bewegung. Welche der gängigen Techniken aber das eigene Bewegungsausmaß am meisten erweitern kann und worauf dieser Effekt fußt, war bisher unklar", so Tilp.

Strukturelle Veränderungen im Muskel-Sehnen-Apparat

Bisher sei angenommen worden, dass größere Bewegungsweiten ausschließlich durch eine erhöhte Schmerzresistenz erreicht werden können. Die ersten Ergebnisse der noch bis 2015 laufenden Grazer Studie zeigen jedoch anderes: Durch regelmäßiges und richtiges Dehnen kann es neben einem "Gewöhnungseffekt" auch zu strukturellen Veränderungen im Muskel-Sehnen-Apparat kommen. Sie wurden per Ultraschall festgestellt.

Insgesamt haben rund 100 Probanden an der Studie unter Verwendung von drei Stretching-Methoden teilgenommen. Alle Trainierenden hatten nach der sechswöchigen Aktivität eine größere Beweglichkeit als zuvor. "Das Aufwärmen der Muskeln und Sehnen bei sportlicher Aktivität macht sich also wirklich bezahlt", so Tilp.

Vollständig analysiert wurde bisher jedoch nur die "propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation" (PNF), die aus einer Abfolge von An- und Entspannung besteht. Hier konnte mittels Ultraschall gezeigt werden, dass PNF-Stretching die Sehnen weicher werden lässt.

Erhöhtes Bewegungsausmaß

Die statische sowie die wippende Stretching-Methode sollen in den kommenden Monaten ausgewertet werden. Schon jetzt steht allerdings fest: Alle drei Methoden erhöhen das Bewegungsausmaß der Probanden mittelfristig.

Bei der stretchinglosen Kontrollgruppe wurden keine Veränderungen in den Muskel- und Sehneneigenschaften erkannt, so Tilp. Eine Pilotstudie habe weiters gezeigt, dass kurzes statisches Dehnen (15 Sekunden vor dem Sport) keine negativen Effekte auf die Sprung- oder die Maximalkraft hat. Generell empfehlen die Wissenschafter, vor dem Sport kurz und danach länger zu dehnen. (APA/red, 30.7.2013)