Der Peugeot 607. In der Oberklasse ein relativ einsamer Rufer in der Wüste, könnte man sagen.

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Der Abschied der Franzosen aus der Oberklasse ist doch immerhin einen  Erklärungsversuch wert. Die wahren Erfinder des Automobils waren nämlich die Franzosen mit ihrem Mix aus hoher Kreativität und streng wissenschaftlichem Denken: erster Dampfwagen kein Engländer, sondern Nicolas Joseph Cugnot, 1796, Paris, erste Gasmaschine Etienne Lenoir, 1860, Paris.

Auch die Vermarktung  des Automobils in größerem Stil fand nach dessen Erfindung in Deutschland zuerst einmal in Frankreich statt. 1896: erste Autozeitschrift La France Automobil. 1897: erstes Autorennen Championat des Chauffeuses und erste motorisierte Armeemanöver mit Automobilen. 1898: erste Automobilausstellung in den Tuilerien, Paris. Dann kamen die Engländer und Amerikaner und spielten ihre Stärken als empirische Maschinenbauer aus, süffisant gesagt als hoch motivierte Bastler. 

Elitelastiges Schulsystem

Die Chance der Deutschen war in der Folge nur mehr, alles miteinander besser zu machen. Harte, zum Teil gnadenlos systematische Arbeit brachte sie dann im Laufe vieler Jahrzehnte an die Spitze.

Eine mögliche Erklärung für das Ausscheiden der Franzosen aus der Spitzengruppe: Das französische Bildungssystem ist genauso wie das angelsächsische elitelastig, zwischen Denkern und Arbeitern ist ein Spalt. Im deutschen Sprachraum hingegen ist das duale Schulsystem etabliert, wo also theoretische Erkenntnisse mit praktische Erfahrungen verknüpft werden, was einen sehr breiten Ressourcenpool an hochqualifizierten Personen zur Folge hat. Und die bauen dann in Summe die besten Autos. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 29.3.2013)