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Das Fokussieren auf die Augen führt bei Autisten offenbar zu unangenehmen Gefühlen.

Foto: APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Sozialkontakte zwischen Menschen finden über die Augen statt. Personen mit Autismus fällt der Augenkontakt mit anderen schwer. Nun hat ein Forscherteam unter Schweizer Leitung gezeigt, dass sie kein Defizit in der Gesichtswahrnehmung haben, sondern ihnen soziale Stimuli unangenehme Gefühle bereiten.

Thatcher-Illusion

Menschen mit Autismus fällt es generell schwer, Gesichter zu erkennen und vor allem auf die Augenpartie von anderen zu achten. Als Ursache vermuten Hirnforscher eine unterschiedliche Verarbeitung von aufrechten und umgekehrten Gesichtern im Gehirn.

Ein Forscherteam um Nicole Zürcher von der ETH Lausanne (EPFL) erhoffte sich Aufschlüsse davon, wie Autisten und Kontrollpersonen auf die sogenannte "Thatcher-Illusion" reagierten: Per Photoshop werden auf einem Foto von einem Gesicht Augen und Mund um 180 Grad gedreht, wodurch das Bild entstellt wirkt. Stellt man das Bild aber auf den Kopf, wirkt das manipulierte Gesicht normal.

Bei Versuchen mit dem Kernspintomographen zeigte sich, dass die Autisten der Illusion verfielen, wie die Forscher im Fachblatt "PLOS One" berichten. Als sie jedoch die Aufmerksamkeit der Probanden gezielt auf die Augen der manipulierten Bilder richteten, gelang es den Autisten besser, entstellte von normalen Bildern zu unterscheiden als vorher.

Soziale Vermeidungsreaktion

Dabei wurde jedoch eine starke Aktivierung diverser Hirnregionen, wie der Amygdala, des Stress- und Angstzentrums, deutlich. Offenbar führe das Fokussieren auf die Augen bei Autisten zu unangenehmen Gefühlen, erklären die Forscher. Dies könne der Grund sein, weshalb sie direkten Augenkontakt oft vermeiden.

Die Wissenschafter schließen daraus, dass Autisten wegen dieser sozialen Vermeidungsreaktion Gesichter schlecht erkennen - und nicht umgekehrt. Gezieltes Fokussieren auf die Augenpartie, etwa im Rahmen entsprechender Verhaltenstherapien, könnte demnach ihre sozialen Fähigkeiten verbessern. (APA/red, 5.2.2013)