Ingo und Lea testeten für derStandard.at die Ende September eröffnete "fahrradfreundliche Straße" in Wien-Ottakring.

Foto: mvu/derStandard.at

Mängel stellten die TesterInnen bei der Bodenmarkierung fest. Dass sie auch dort fahren dürfen, wo Autos herumfahren müssen (Bild), freute sie im Gegensatz dazu.

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Stressig wurde es nur bei der Kreuzung Possingergasse/Hasnerstraße, wo ihrer Meinung nach ein Schutzweg eingerichtet werden müsste.

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Die Hasnerstraße in Wien-Ottakring wurde am 20. September als erste "fahrradfreundliche Straße" Österreichs neu eröffnet. Die VielradlerInnen Lea und Ingo haben für derStandard.at die Radfreundlichkeit getestet und sind die vekehrsberuhigte Straße vom Gürtel bis zur Vorortelinie abgefahren. Ihr Fazit: Alles in allem ist die "fahrradfreundliche Straße" ein guter Start in Richtung "Fahrradstraße".

Gesetz muss Begriff "Fahrradstraße" erst kennenlernen

Um Fahrradstraßen allerdings in Österreich zu etablieren, ist es notwendig, die Straßenverkehrsordnung (StVO) zu novellieren. Denn derzeit gibt es nicht einmal die Möglichkeit, diese zu beschildern: Nicht nur das Modell einer Fahrradstraße wird in der StVO nicht erwähnt, auch die dafür notwendigen Verkehrszeichen sind noch nicht zulässig.

Die Beschilderung der Hasnerstraße bemängelten die TesterInnen allerdings sehr. Unter anderem wünschen sie sich mehr Stoppschilder für einbiegende Autos und Bodenmarkierungen, die dezidiert darauf hinweisen, dass es sich um eine fahrradfreundliche Straße handelt. Auf der Hasnerstraße selbst sind laut Blum aber keine weiteren Schilder geplant.

Konkrete Verbesserungen soll es allerdings bei der Beschilderung der Umgebung der radfreundlichen Strecke geben: So will man etwa die Anbindung zur ebenfalls verkehrsberuhigten Pfeilgasse deutlicher kennzeichnen, "damit durchgehend fahrradfreundlicher Verkehr vom Wilhelminenberg bis zum Ring gewährleistet ist".

Weitere Änderungen nur durch Gesamtkonzept

Grundsätzlich plant die Stadt ein Gesamtkonzept, das nur mit einer Änderung der StVO umgesetzt werden kann. Blum wünscht sich Fahrradstraßen wie in Deutschland. Für Wien hat er den sternförmigen Ausbau von Fahrradstraßen aus den äußeren Bezirken in die Innenstadt angedacht.

Nebeneinanderfahren, wie es in Deutschland beispielsweise erlaubt ist, solle mit einer Gesetzesnovelle auch in Österreich möglich sein, fordert Blum: "Schließlich rennt man auf Fußgängerzonen auch nicht hintereinander her."

Die Schwachselle an der Kreuzung Possingergasse/Hasnerstraße (derStandard.at berichtete) war dem Fahrradbeauftragten nicht bekannt. Er will sich der Kritik annehmen und über die Anregung nachdenken, dort einen Schutzweg einzurichten.

Parkpickerl als Chance für Fahrradprojekte

Ebenfalls auf dem Plan des Radbeauftragten steht die Verkehrsberuhigung in Wohngegenden. Denn Tempo-30-Zonen würden nicht nur den Radlern nutzen, auch insgesamt würde sich dadurch die Verkehrssicherheit erhöhen, sagt Blum. In den nächsten Monaten will sich Blum mit Stadtpolitikern außerdem Gedanken machen, ob durch die Ausweitung des Parkpickerls frei gewordene Parkflächen anders genutzt oder gestaltet werden könnten: "Dank verminderten Parkdrucks ist der Spielraum für Fahrradprojekte nun größer." (Maria von Usslar, derStandard.at, 19.10.2012)