Innsbruck - Für die Früherkennung von Parkinson haben sich Innsbrucker Wissenschafter der Medizinischen Universität das Ziel eines sogenannten systematischen Parkinson-Screenings gesetzt.

Das besondere Interesse dieser Forschungen liege in der Identifikation prädiktiver und diagnostischer Marker einerseits und der Entwicklung protektiver Wirkstoffe andererseits, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag anlässlich des bevorstehenden Welt-Parkinson-Tages am 11. April.

Möglichst frühe Diagnose

"Wie bei vielen anderen neurologischen Krankheiten besteht besonders auch bei Parkinson die Erfordernis einer möglichst frühen Diagnose, um gezielt intervenieren zu können. Würde die Krankheit mit Hilfe diagnostischer Marker vor ihrem Ausbruch erkannt werden, kann der Verlauf verzögert und können Spätfolgen vermieden werden.

Dieses Ziel ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung", erklärte der Direktor der Universitätsklinik für Neurologie und Parkinson-Experte, Werner Poewe, das Bestreben der Medizin.

"Prämotorische" Phase

Der Fokus liege auf der sogenannten "prämotorischen" Phase, die Monate bis Jahre in Anspruch nehmen könne und damit ein wichtiges Zeitfenster für die Frühdiagnostik bilde. Zahlreiche Studien belegten, dass viele Parkinson-Patienten bereits vor dem Auftreten der ersten motorischen Symptome andere Dysfunktionen entwickeln würden.

Im Frühstadium werden beispielsweise die chronische Obstipation (Verstopfung), aber auch Stimmungsstörungen mit Depressivität oder Panikattacken beobachtet, berichtete die Med-Uni in der Aussendung. Aber auch die Störung des Geruchssinns und die nächtliche REM-Schlafstörung könnten frühe Indikatoren für das Parkinson-Syndrom sein.

"Mindestens 50 Prozent der Patienten zeigen bis zehn Jahre vor Beginn der Krankheit derartige Symptome", teilte Poewe ein Forschungsergebnis aus einer in Zusammenarbeit mit Wissenschaftern in Barcelona durchgeführten Untersuchung mit.

Potenzial in der Bildgebung

Diagnostisches Potenzial liege aber auch in der Bildgebung: in mehreren Studien habe die prädiktive Relevanz von Ultraschallmerkmalen im Mittelhirn bestätigt werden können.

In Österreich leiden rund 16.000 Menschen unter dem Parkinson-Syndrom, davon leben rund 1.700 Patienten in Tirol, hieß es. Zwar zähle Parkinson nicht zu den Volkskrankheiten, wie etwa der Schlaganfall, "doch bis 2030 ist mit einer Verdreifachung der Krankheitshäufigkeit zu rechnen", führte Poewe aus.

Die Häufigkeit der Erkrankung steige mit zunehmendem Alter: bei den über 60-Jährigen zeigten rund zwei Prozent ein Parkinson-Syndrom, bei den über 80-Jährigen seien es drei Prozent.

"Die laufenden weltweiten Forschungen im Bereich der Parkinson-Risikomarker geben Anlass zur berechtigten Hoffnung, dass sich in den nächsten zehn Jahren konkrete Perspektiven für ein Risikoscreening und eine vorbeugende Therapie eröffnen werden", gab der Parkinson-Experte einen optimistischen Ausblick in die Zukunft. (APA, 5.4.2012)