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Der Online-Zahlungsdienst PayPal hat nach massiven Protesten der Wikileaks-Anhänger beschlossen, eingefrorene Spenden an die Enthüllungsplattform auszuzahlen. Doch für die Enthüllungsplattform bestimmte Zahlungen will das Unternehmen nicht mehr annehmen. In der Nacht auf Donnerstag attackierten Wikileaks-Unterstützer die Website des Kreditkartenunternehmens Visa und legten diese zeitweise lahm. Offenbar wurde auch die Internetseite der schwedischen Regierung angegriffen.

"Die Entscheidung von PayPal ist zum Gegenstand einer größeren Geschichte geworden"

PayPal-Manager John Muller erklärte im Firmenblog: "Die Entscheidung von PayPal ist zum Gegenstand einer größeren Geschichte geworden, bei der es rund um die Aktivitäten von Wikileaks auch um politische und juristische Debatten und um die Meinungsfreiheit geht." Das Spendenkonto sei allein wegen der Verletzung der Geschäftsbedingungen gesperrt worden. Grundlage sei ein Brief des US-Außenministeriums an Wikileaks, wonach das Internet-Projekt im Besitz von Dokumenten sein könnte, die unter Verletzung von US-Gesetzen beschafft worden seien. Die zu den wichtigsten Spendensammlern von Wikileaks zählende Wau-Holland-Stiftung will nach eigenen Angaben rechtlich gegen die unangekündigte Sperrung ihres Kontos bei PayPal vorgehen. Die Stiftung bezifferte die Höhe der zeitweise eingefrorenen Spenden auf rund 10.000 Euro.

Auch die beiden Kreditkarten-Firmen Mastercard und Visa hatten angekündigt, keine Zahlungen an die Enthüllungsplattform mehr zuzulassen. Am Mittwoch wurde dann die Website von Mastercard angegriffen und in der Nacht auf Donnerstag legten Angreifer die Visa-Homepage lahm. Das gleiche widerfuhr Anfang Woche dem Internetportal von Postfinance, nachdem der Schweizer Finanzdienstleister ein Wikileaks-Spendenkonto gesperrt hatte.

Offline

Ebenfalls in der Nacht auf Donnerstag griffen Hacker offenbar auch die Website der schwedischen Regierung an. Wie die Zeitung "Aftonbladet" berichtete, war die Seite einige Stunden lang offline. Bereits am Dienstag hatten Hacker nach der Festnahme des Wikileaks-Mitbegründers Julian Assange die Website der schwedischen Staatsanwaltschaft lahmgelegt. Der 39-jährige Australier hatte sich am Dienstag in London gestellt und befindet sich seitdem in Haft. Ihm werden Sexualdelikte in Schweden zur Last gelegt. Die britische Justiz muss über Assanges Auslieferung entscheiden.

Flattr

Der in Schweden ansässige Online-Zahlungsdienst Flattr teilte am Donnerstag mit, dass er weiter Spenden an Wikileaks überweisen werde. Solange es kein Gericht gebe, das die Aktivitäten von Wikileaks für illegal erkläre, werde man die Spenden der Flattr-Nutzer weiterreichen, sagte Vorstandschef Linus Olsson der Zeitung "Sydsvenskan". Mit Flattr können Internet-Nutzer auch kleine Beträge an Web-Projekte spenden.

DDOS-Angriffe

Bei den Hackerangriffen handelte es sich um sogenannte DDOS-Angriffe ("Distributed Denial of Service"). Dabei wird ein Web-Server mit Unmengen von Daten geflutet und dadurch blockiert. Aktivisten der "Anonymous"-Bewegung, die sich zu den Hackerangriffen bekannte, kündigten die Attacke auf Visa eine Stunde vorher über den Kurzmitteilungsdienst Twitter an. Nach Informationen des Blogs "Redspin", das sich mit Themen der Netzsicherheit beschäftigt, beteiligten sich zeitweise mehr als 1700 Personen an den Angriffen. Der Internet-Dienst Twitter sperrte das Profil mit den Mitteilungen von "Anonymous". Daraufhin richtete die Gruppe ein neues Profil ein, mit einem Link zum Chat-Dienst IRC - über den dezentral organisierten "Internet Relay Chat" wurde nach Informationen in einschlägigen Blogs auch die Software für die DDOS-Angriffe verbreitet.

Dokumente

Wikileaks hatte Ende November begonnen, Hunderttausende teils geheime Dokumente des US-Außenministeriums zu veröffentlichen, in denen US-Diplomaten aus ihren Einsatzländern berichten und Einschätzungen abgeben. Zuvor hatte Wikileaks bereits unter anderem Dokumente zu den US-Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak ins Internet gestellt.  (APA/Reuters)

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