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Von 30.09 bis 2. Oktober steht die Kinder- und Jugendgesundheit im Blickpunkt.

Foto: APA/Britta Pedersen

Linz  - Viel Handlungsbedarf orten österreichische Pädiater in der Kinder- und Jugendgesundheit. Fehlende Reha- und Therapieplätze, zu wenig Prävention, zu wenig Eingehen auf psychosoziale und -somatische Themen betonte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und Ärztliche Direktor der OÖ Landes-Frauen- und Kinderklinik (Linz), Klaus Schmitt, in einer Pressekonferenz anlässlich der 48. Jahrestagung der ÖGKJ von Donnerstag bis Samstag in Linz als Probleme.

Wesentlich wäre die Prävention, sagte Schmitt, aber "es ist wenig spektakulär zu sagen, die Kinder sollen mehr Turnen und aufs Essen achten". In 20 oder 30 Jahren würden da gesetzte Maßnahmen aber etwas bringen. "Doch wie lang denkt die Politik? Eine Legislaturperiode", kritisierte der Leiter der Landes-Frauen- und Kinderklinik. Auch eine Schuleinstiegsuntersuchung täte not, mehr Augenmerk auf psychosoziale und -somatische Umstände sowie die Ausweitung des Mutter-Kind-Passes um diese Komponenten. Schließlich sollte es eigene Arzneimittel-Studien für Kinder geben.

Lange Wartezeiten

Bei Logo-, Ergo-, Physio- und Psychotherapien gebe es lange Wartezeiten, allein in Wien stünden derzeit 1.000 Kinder auf einer Liste, so der Ärztliche Leiter des Sozialpädiatrischen Ambulatoriums Fernkorngasse Wien, Klaus Vavrik. Dabei seien manche Therapien in bestimmten Entwicklungsstufen am erfolgreichsten. Wichtig wäre auch ein Zentrum zur Rehabilitation für Kinder, derzeit gebe es in Österreich nur vereinzelt Plätze, die an die Einrichtungen für Erwachsene angekoppelt sind. Seit 1997 werde bereits der dritte österreichische Kinderrehabilitationsplan ausgearbeitet. "Da fragt man sich schon, was mit den ersten beiden passiert ist", sagte Schmitt. Einen Erfolg würde er schon sehen, wenn man Ergebnisse von der Politik einfordern würde. Der Kinderarzt: "Die Frage ist nur: Wie?"

Tagung in Linz

Bei der Tagung mit dem Thema "In die Wiege gelegt" stehen auch Früherkennung, Risikogeburten, Ethik sowie der Einfluss von Umwelt und Umfeld auf die Entwicklung der Kinder auf dem Programm. "Vermutet wird, dass sich etwa Missbrauch oder Verwahrlosung im genetischen Material niederschlägt", erklärte die Tagungspräsidentin und Leiterin der Klinischen Abteilung für Neonatologie der oberösterreichischen Landes-Frauen- und Kinderklinik, Gabriele Wiesinger-Eidenberger. "Da sollten die Alarmglocken läuten." Bei den pränatalen Untersuchungen habe sich vieles verbessert, berichtete der Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendchirurgie am LKH Klagenfurt, Günter Fasching. Die Chirurgie habe einen neuen Stellenwert bekommen, "wir operieren Kinder mit wenigen Hundert Gramm".

Schwerpunkt Ethik

Ethik sei ein wichtiger Schwerpunkt. Die Diskussion "Überleben um jeden Preis" thematisiert Eltern, Kinder, Pflegekräfte und Ärzte, die an die Grenze ihrer Belastbarkeit stoßen. Olaf Rittinger, Genetiker an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Salzburg, glaubt, dass es einen Nachholbedarf bei der Diagnosestellung gibt, genauer, bei der Frage, "was für Aufgaben sich mit der Diagnose verbinden". Generell gewinne das Thema der genetischen Erkrankungen an Bedeutung.  Die Funktionen der Gene ließen sich nicht in Schwarz oder Weiß unterteilen, sondern es gebe Zeitfenster, in denen sie aktiv seien. (APA)