Lieber Herr Profilformatnewsstandardundsoweiterherausgeber! Ja, ich weiß, seit dem 11. September bleiben die Anzeigen aus. Irgendetwas muss für das Geschäft getan werden. Aber warum muss es immer Haider sein? Normale Journalisten teilen mit normalen Politikern einen Irrglauben: den an die Blödheit der Leser. "Wenn wir den Haider drauftun, dann steigt die Auflage gleich um..." und dann kommt eine Zahl. Vielleicht stimmt die Zahl. Aber eines stimmt mit Sicherheit nicht: dass das primäre Motiv der Kampf der Herausgeber gegen das Haider-Böse ist. Bis auf Hans Rauscher und einige wenige andere ist das den meisten nämlich mehr oder weniger wurscht. Natürlich soll man das Temelin-Volksbegehren ernst nehmen. Wenn die größte Zeitung und die mieseste Partei gemeinsam ihre Macht missbrauchen, dann verlangt das nach Öffentlichkeit und Streit. Das war aber bezeichnenderweise nur am Rande das Thema. Aber der lächerliche Amok gegen das Höchstgericht? Und der aufgewärmte Käse mit den Benesch-Dekreten? Warum halten alle Jörg Haider ihre Gummiwürstchen hin und hoffen, dass er sie mit einem lauwarmen Schas zum Luftballon aufbläst? Warum heißt es nicht endlich "Jörg Haider furzt und keiner riecht hin"? Manchmal geht es noch weiter. Kurz vor der Wiener Wahl vor einem knappen Jahr war von Haider weit und breit keine Spur - bis profil titelte: Häupl gegen Haider - der Kampf um Wien. In der Redaktion wusste jeder, dass das blühender Unsinn war. Aber das fiel neben der Chance, ein paar Hefte mehr zu verkaufen, nicht ins Gewicht. Michael Häupl jedenfalls kann heute noch dankbar sein. Jörg Haider wirtschaftet ab. Aus der dämonischen Puppe der Innenpolitik schlüpft ein keifender Faschingsprinz. Wer ihn weiter tierisch ernst nimmt, läuft Gefahr, mit ihm gemeinsam lächerlich zu werden. NACHLESE --> Die Wahl zwischen zwei fliegenden Parteibüchern --> Kronen Partei und Freiheitliche Zeitung --> Die Österreicher des Pazifiks --> Grün oder Chaos. Bald ist Weihnachten --> Europa gegen Pfingstler --> Der Helm brennt --> Vor der eigenen Tür --> Das amerikanische Leben --> Der Mann am Parlament --> Jetzt ist Krieg --> Die letzten Tage des ÖGB --> Mcweb und Mcnazi --> Weitere Kommentare von Peter Pilz, die in der Rubrik "Fremde Feder" erschienen sind