Günter P. war Familienvater im Weinviertel - vor vier Jahren ging er scheinbar in die Donau

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Mittlerweile sucht ihn schon eine weitere Lebensgefährtin via Internet

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Wien - Für den Staat ist alles beim Alten. Stellt man an das Zentrale Melderegister eine Anfrage nach dem 47-jährigen Günter P. erhält man seine Adresse in einer kleinen Gemeinde im Weinviertel. Nur: Dort wohnt der Mann seit rund vier Jahren nicht mehr. Und bis vor Kurzem dachten seine Frau und die beiden Töchter noch, dass er sich umgebracht habe. In Wahrheit hat er in Deutschland ein neues Leben begonnen - und ist nun mit viel Geld wieder untergetaucht.

"Nein, ich möchte dazu nichts sagen", bescheidet eine seiner Töchter verständlicherweise am Telefon. 20 Jahre ist ihr Vater verheiratet gewesen und hat in dem 1500-Einwohner-Ort im Bezirk Korneuburg gelebt, ehe er beschließt, seine Familie zu betrügen. Er verschwindet nicht einfach spurlos, sondern wirft Kleidung und Papiere in die Donau, um eine Selbsttötung vorzugaukeln.

"Ausgesprochener Familiensinn"

Einige Monate später tritt er rund 800 Kilometer entfernt bei Kassel in das Leben von Stephanie M. Die junge Witwe mit drei kleinen Kindern beschreibt ihn in der deutschen Gratiszeitung Extratip als "sympathischen, lebenslustigen Kerl mit ausgesprochenem Familiensinn". Günter P. zieht zu ihr, gemeinsam betreiben sie Internethandel über die Auktionsplattform Ebay.

Seine Verbindung nach Österreich kappt er allerdings nicht: Er liest heimische Zeitungen im Netz und überweist weiter Beiträge auf sein Pensionskonto bei der PVA. Warum niemandem auffiel, dass ein angeblich Toter weiter einzahlt? "Wir bekommen keine Meldungen von Vermissten. Intern würde so etwas nur auffallen, wenn gleichzeitig eine Witwenpension ausgezahlt wird", erläutert Beatrix Böhm, Pressesprecherin der PVA.

Doch rechtlich kann ein Vermisster erst nach zehn Jahre ohne Nachricht für tot erklärt werden, die verlassene Familie in Österreich hat also gar keine Chance auf eine Pension gehabt.

13.000 Euro Schaden

In Hessen gefiel es Günter P. nach dreieinhalb Jahren offensichtlich auch nicht mehr: Am 31. Mai verließ er die Wohnung mit der Bemerkung, er wolle einen Freund besuchen - und kam nicht mehr zurück. Zu spät bemerkte Stephanie M., dass Bargeldrücklagen für die Kinder ebenso weg waren wie das Geld von den Geschäftskonten - gesamt fehlten 13.000 Euro, dazu kommen betrogene Ebay-Kunden. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 18.7.2007)