Die "Mädchenband" Sinister Foxx auf dem Brandwagen bei der Mystery-Tour im Wiener Prater. Bei Wunsch nach Veranstaltungsankündigungen, SMS mit "Festwochen" an 0664/660 04 56 schicken.

Foto: Eva Engelbert/Festwochen

Musik zum Selbermachen: Die Installation Reverse Karaoke von Kim Gordon und Jutta Koether in der MAK-Nite am 15. Mai, 20 Uhr. (Projektreihe: Under Construction)

Foto: Marcus Leith/Festwochen

Düsterer und bass-lastiger Dubstep von Boxcutter beim International Day der Worldwide Bass Culture: 1. Juni, 21 Uhr, the ZOO (www.thezoo.at)

Foto: Boxcutter/Festwochen

Walk on the Wild Side im Projektraum Sonnensegel: John Giorno, Schriftsteller und Weggefährte von Andy Warhol performt zur Ausstellung Die Warhol-Factory und ihr Umfeld in den Fotografien von Brenda Star West.

Foto: John Giorno/Festwochen

Imaginary Balkan Party im Badeschiff/Donaukanal (16. Juni, 18 Uhr) mit der japanischen Balkan-Band Cicala Mvta.

Foto: Cicala Mvta/Festwochen
Städtische Kulturen werden von ihren Bewohnern erzeugt und die Musikkultur trägt ihren Teil dazu bei. Dieses Jahr lässt sich die Programmschiene Into the City der Wiener Festwochen auf den theoretischen Bereich von Metropolen ein und stellt die Frage, welche Musikkströmungen von städtischen Strukturen erzeugt werden und umgekehrt? Das Line-Up gibt sich aber gar nicht theoretisch, sondern urban in allen Facetten von experimentell-brachial bis ironisch-chique.

Open-Air-Impro

Städte sind Organismen, die sich ständig bewegen, alte Ideen werden abgestoßen, neue Ideen entstehen aus einem Zusammenwurf unterschiedlicher Szenen und Kulturen. Mittels SMS erfährt das Publikum von den Konzerten der Mystery Tour (>>> Mädchen, lasst es krachen!). Von 11. Mai bis 19. Juni finden spontane Open-Air-Konzerte an öffentlichen Plätzen vom Naschmarkt bis zum Prater statt und bilden gleichzeitig den Abschluss des ersten Wiener MädchenRock Contest (7. Mai, Klub Ost). Die Tour mit einem fahrenden Pizzaofen durch Wien wird von der kalifornischen Malerin Jodi Brisbois und der Wiener Fotografin Eva Engelbert dokumentiert und begleitet das Musikexperiment mit einer Ausstellung.

Work in Progress

Bei Under Construction ist, wie der Titel bereits verspricht, alles offen. Sieben Abende im ORF-RadioKulturhaus stehen im Zeichen der metaphorischen Schönheit von Baustellen. Auch hier wiederholen sich die Themen Improvisation und Unfertiges.

Zu sehen sind Aki Ondas (JP) Cinemage, eine Bricolage aus improvisierter Musik und Diamaterial aus Privatarchiven, die Perfomance Rede/Speech von Blixa Bargeld, bei der der Künstler an die Grenzen von Musik und Sprache geht und weitere Kuriositäten wie ToyPop aus England, Klangkunst aus Kanada, Elektro-Müll-DJs aus Belgien. Den Auftakt zu Under Construction bildet die Einladung Kim Gordons (Sonic Youth) und Jutta Koethers (Texte zur Kunst) an das Publikum, während der MAK-Nite (15. Mai, 20 Uhr) selber Musik zu machen: Mit der Installation Reverse Karaoke (>>>"Selbstverwirklichungs-Tool mit Schäden" ), eine Tonspur der zuvor aufgezeichneten Stimme von Kim Gordon, kann in alle Richtungen hin experimentiert werden.

World Wide Bass Culture

Die Projektreihe und das gleichnamige Festival Dubstep (Eröffnung: 12. Mai, WUK mit der Wienpremiere von Kode9) stellt die weltweite Verbreitung eines Subgenres elektronischer Musik dar, das lange Zeit brauchte, um an die Öffentlichkeit zu treten und an dessen momentaner Popularität das Internet als Verbreitungsmedium maßgeblich beteilgt war. Mit zahlreichen, aber immer düsteren Spielarten und einer Mischung aus Dub, Reggae und viel Drum'n'Bass kann von 1. bis 3. Juni in the ZOO und im rhiz bei Acts von Boxcutter aus Belfast, BunZer0 aus Brüssel oder Dj Dubway aus Split abgetanzt werden.

Grenzüberschreitungen

Mit surrealen Lichtexplosionen, psychedelischen Kristallbildern und Goldstaub verschwimmen bei Walk on the Wild Side die Grenzen zwischen Musik und bildender Kunst. Im Projektraum Sonnensegel werden von 1. bis 28 Juni John Giorno, Schriftsteller und Weggefährte von Andy Warhol und Noël Akchoté Einblicke in die "WildSide" der 1960er und 1970er Jahre geben. Die Warhol-Factory und ihr Umfeld in den Fotografien von Brenda Star West heißt die Ausstellung und ist eine Schau der österreichischen Fotografin Angela Aschauer (a.k.a Brenda Star West), die in den 70er Jahren unter anderem die New Yorker Subkultur-Szene dokumentierte. Die Eröffnungsperfomance (2. Juni, 20 und 22 uhr) wird von Giorno und Akchoté selbst aufgeführt, gefolgt von einer Andy Warhol Filmnacht am 7. Juni 2007.

Balkan Chique

Ist Wien nun wirklich die nördlichste Dependance des Balkans, oder spielen die Bewohner der Stadt doch nur mit diesem Klischee? Die Aneignung des Plattenbau-Charmes von südosteuropäischen Metropolen und die Kopie der rasenden Musik von rumänischen Blaskapellen dienen als Ausgangspunkt für die Kurzfilmnacht Fokus Balkan im Schikaneder Kino. Mit filmischen Mitteln und einer anschließenden Balkan-Party in der Schikaneder Bar (14. Juni) werden jene Klischees überdacht, die sich langsam vom "Imaginary Balkan" zum "echten" Lebensgefühl entwickeln.

Zum Abschluss von Into the City wird der Donaukanal am Schwedenplatz, der im Moment wohl urbanste Ort von Wien, erobert. Im Badeschiff (16. Juni, 18 Uhr) wird Wien als Balkanstadt mit den belgischen und japanischen Balkanbands Va Fan Fahre (B) und Cicala mvta (JP) gefeiert, die den Balkan nur aus Erzählungen kennen. Der Klub Ost schlägt in der selben Nacht seine Zelte am gegenüberliegenden Ufer auf. (red, derStandard.at/14.05.2007)