Der Westliche Buschhäher schafft, was wir mitunter vergessen: schon heute ans morgige Frühstück zu denken.

Foto: Ian Cannell & Caroline Raby
London - Rabenvögel gelten als die Klugscheißer der Vogelwelt. Eine spezielle Art, der Westliche Buschhäher (Aphelocoma californica), plant sogar im Voraus und sichert sich damit das Frühstück für den nächsten Morgen, wie Forscher um Nicola Clayton von der Universität Cambridge (Großbritannien) in Futterexperimenten herausgefunden haben.

Dabei erkannten die Tiere, in welchem Raum des Labors sich am nächsten Morgen kein Frühstück für sie finden würde - weshalb sie daraufhin am Abend genau dort Futter versteckten. Solche Vorratshaltung billigten viele Forscher bisher nur dem Menschen zu, wie die Verhaltensbiologen im Journal Nature (Bd. 445, S.919) berichten.

"Frühstückszimmer"

Das Experiment fand in einem durch Wände teilbaren Raum statt: In der Mitte gab es immer Futter. In einem der Nebenräume (dem "Frühstückszimmer") war morgens immer Futter in einer sandgefüllten Schale versteckt. Im zweiten Raum (dem "Nicht-Frühstückszimmer") stand immer eine Schale mit Sand, jedoch immer ohne Körner. Clayton, die dieser Tage in Österreich ist, sowie ihre Kollegen sperrten die Vögel dann einige Tage lang morgens für je zwei Stunden entweder ins eine oder ins andere Zimmer. Die Tiere hatten also Zeit zu lernen, wo es etwas zu fressen gab und wo nicht.

Anschließend boten die Forscher den Tieren nur noch abends im mittleren Raum Futter an - und in den Zimmern links und rechts lediglich Schalen mit Sand. Daraufhin versteckten die Vögel dreimal so viel Futter in ihrem "Nicht-Frühstückszimmer" wie im "Frühstückszimmer".

"Die Krähen planen für den nächsten Tag und sind dabei nicht von ihren gegenwärtigen Bedürfnissen motiviert", erklärt Clayton. Bisher sei angenommen worden, dass Tiere nur für die Gegenwart Entscheidungen treffen könnten, betonte die Forscherin, "aber die Experimente haben gezeigt, dass sie auch dazu fähig sind, für die Zukunft zu planen". Dies zeuge von hoch entwickelten Gedanken bei den Tieren. (APA, tasch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 2. 2007)