Wenn sich die Macher in der Unterhaltungselektronikindustrie im Januar zur Consumer Electronics Show in Las Vegas treffen, gehört der Auftritt von Microsoft -Mitbegründer Bill Gates zum festen Programm. Zum neunten Mal hintereinander eröffnete am Sonntagabend der 52jährige Software-Milliardär in der Wüstenstadt im US-Bundesstaat Nevada das Branchentreffen - der WebStandard berichtet

Abschied

Doch in Zukunft muss sich die CES eine neue Galionsfigur suchen. Denn Bill Gates läutete mit seinem Auftritt vor 4000 Messebesuchern im Nobelhotel Venetian langsam seinen Abschied aus der Softwarebranche ein. Spätestens nach der CES 2008 will sich Gates vor allem auf seine Arbeit als Stifter konzentrieren.

Liste an Neuheiten

Auf der CES hatte Gates in den vergangenen neun Jahren Hits wie die Spielekonsole Xbox als Neuheit präsentiert, aber auch weniger erfolgreiche Innovationen wie den Tablet PC oder das elektronische Buch ("eBook"). Zur CES 2007 kam der Microsoft-Chairman mit einer langen Liste an Neuheiten nach Las Vegas, darunter das neue Microsoft-Betriebssystem Windows Vista, das Ende Januar nach zahlreichen Verzögerungen endlich auch für Privatkunden auf den Markt kommt.

"Nun, das ist ein ziemlich dramatischer Wandel"

Bevor sich der Software-Tycoon fast vollständig der Bill und Melinda Gates Stiftung widmet, wollte er den Besuchern der CES aber noch einmal beweisen, dass er mit der Vision eines (mit Hilfe von Microsoft) vernetzten digitalen Heims genau richtig lag. "Wenn Sie auf die jungen Leute, die neue Generation schauen - die verbringen mehr Zeit mit ihrem Windows-PC als sie fernsehen. Nun, das ist ein ziemlich dramatischer Wandel."

Bei der Grundarchitekt des "Digital Home" will Microsoft eine zentrale Rolle spielen und mit dem Windows Media Center PC, der Xbox, dem Musikplayer Zune - aber auch mit Grundtechnologien wie dem IPTV (Internet-Fernsehen) - die notwenigen Bausteine liefern. Allerdings hat Microsoft mit Apple Computer in diesem Marktsegment einen starken Konkurrenten, der mit dem Erfolgsduo iPod/iTunes das Geschäft mit der Digitalmusik dominiert. Und am (morgigen) Dienstag wird Apple-Chef Steve Jobs in San Francisco seinen Gegenentwurf eines "Digital Home" der Öffentlichkeit vorstellen.

Abgehakt

Der routinierte Auftritt von Gates auf der CES 2007 hinterließ bei manchen Beobachtern den Eindruck, als habe der Microsoft-Mitbegründer seinen Job als Frontmann des weltgrößten Softwarekonzerns gedanklich schon fast abgehakt. Diese Impression verstärkt sich, wenn man die Keynote in Las Vegas mit einem Auftritt von Gates vor einigen Wochen in Tech-Museum in San Jose vergleicht, bei dem der Philanthrop für seine Stiftungsarbeit ausgezeichnet wurde. Vor den Honoratioren des Silicon Valleys warb Gates leidenschaftlich um Unterstützung für sein Ziel, Kinder in Entwicklungsländern vor gefährlichen Krankheiten zu schützen, die in den westlichen Industrienationen längst ausgestorben sind.

"Wenn sie mich dann noch haben wollen, okay. Aber ich habe sie gewarnt, was sie dann zu hören bekommen."

Im nächsten Jahr werde er noch einmal die CES eröffnen, sagte Gates gleich zu Beginn seiner Rede in Las Vegas. Wenn er dann weiterhin eingeladen werde, werde er vermutlich viel mehr über infektiöse Krankheiten als über großartige Software sprechen. "Wenn sie mich dann noch haben wollen, okay. Aber ich habe sie gewarnt, was sie dann zu hören bekommen." (APA/dpa)