Die Sache mit dem magentafarbenen Speckmännchen, das ihm da als Verkörperung der T-Mobile, also quasi seiner selbst, in der Telering-Werbekampagne vor drei Jahren entgegenkam, kann Georg Pölzl nicht wirklich gefreut haben. Für den draufgängerischen T-Mobile-Chef, der seine freie Zeit als Katamaransegler auf dem Neusiedler See oder als Trialfahrer stehend auf dem Motorrad verbringt, muss der "Speck" ein persönlicher Affront gewesen sein: Erst klagte er Telering, das daraufhin seine Speckmänner umfärben musste, dann schluckte er die Firma gleich als Ganzes.

Krimi

Für Pölzl war dies, nach eigenem Bekennen, die größte Herausforderung seiner fast neunjährigen Regentschaft als heimischer T-Mobile-Chef, "spannend wie ein Krimi" und mehrfach durch Einsprüche der EU-Wettbewerbsbehörde auf des Messers Schneide. Dass er die Fusion letztendlich über die Bühne brachte, war sicherlich eine wesentliche Empfehlung für seinen jetzigen Auftrag im Mutterkonzern Deutsche Telekom: "Beauftragter des Vorstandes" für das konzernweite Restrukturierungsprogramm "Sparen für Service" - während er Chef von T-Mobile Austria bleibt.

Mittagessen in der Kantine

Die Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben zu sein: So wie er derzeit in Wien damit beschäftigt ist, zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammenzuführen, verhalten sich die Sparten des T-Konzerns oft mehr wie Konkurrenten denn wie Teile eines Ganzen. Nächstes Jahr 50, gilt Pölzl unter den oft viel jüngeren Kollegen als "Elder Statesman"; einer, "den man auch am Gang ansprechen kann", und der es liebt, sein Mittagessen in der Kantine einzunehmen, um mit seinen Mitarbeitern beim Schlangestehen ins Gespräch zu kommen. Am Tag der Bekanntgabe des neuen "Nebenjobs" war er in Bonn bei einer Mitarbeiterversammlung. Seine frühere Erfahrung als Unternehmensberater bei McKinsey komme ihm bei der jetzigen Aufgabe zugute, sagt Pölzl.

Mitarbeiter beschreiben den Grazer, der an einer HTL für Maschinenbau und Elektronik maturierte und an der Montanistik in Leoben Erdölwesen, später "Lagerstättenphysik und konstruktiven Tiefbau" studierte, als "sehr straight, sehr fair": ein "absoluter Leistungsmensch, der das auch von anderen erwartet". Ein Teamspieler und Kommunikator, dem aber auch Sarkasmus nicht fremd ist: Zart besaitet dürfe man nicht sein, aber Pölzl sei auch hart im Nehmen, und "er steht zu seinen Leuten".

Architektur aus Stahl, Glas und Beton

Privat gilt Pölzl als Familienmensch, der es schafft, zwischen Beruf und Familie zu trennen. Verheiratet und Vater dreier Kinder zwischen 13 und 21, lebt er in Mödling. Daneben unterhält er noch eine andere Liebe: Architektur aus Stahl, Glas und Beton - wie das von Günther Domenig, Hermann Eisenköck und Herfried Peyker entworfene T-Center. (spu, DER STANDARD Prntausgabe, 7. Dezember 2006)