Öffentlich-rechtliche ORF-Radios gewinnen, kommerzielle ORF-Radios verlieren: Auf die Formel lässt sich der Radiotest für das erste Halbjahr 2006 bringen. Ö3 setzt seinen Sinkflug gebremst fort, doch diesmal sinken auch die längst stromlinienförmig auf Oldieradio gebürsteten Bundesländersender der Anstalt. Ausnahme: ORF Salzburg. Ö1 legt trotz Verlusten in Wien zu, FM4 steigert sich ebenfalls weiter.

Und die Privatradios? Kronehit (Mediaprint) legt österreichweit auf den Höchststand von 398.000 Hörern zu, nur im Burgenland ging es bergab. 88.6 (deutsche Radiogruppe Moira) gewinnt in Wien. Life Radio Oberösterreich (OÖ Nachrichten) steigert sich kräftig, ebenso die Antenne Salzburg der Brüder Fellner.

Die Verlierer? Antenne Steiermark (Styria), Antennen Wien und Tirol (beide Fellner), Arabella und Energy in Wien, Antenne Vorarlberg ("Vorarlberger Nachrichten") zum Beispiel.

Wien dreht ab

Der auch vor der Vergabe einer weiteren Radiolizenz am härtesten umkämpfte Radiomarkt Wien zeigt Hörschwächen: Lauschten im ersten Halbjahr 2005 noch 82,3 Prozent der Wiener und Wienerinnen ab zehn Jahren täglich Radio, so waren es in der ersten Jahreshälfte 2006 nur mehr 77,4. Verloren haben hier alle ORF-Sender bis auf FM4 mit plus 0,9 Prozentpunkten: Radio Wien minus 2,4 (bei Zugewinnen in Niederösterreich und Burgenland), Ö3 und Ö1 mit je minus 1,1.

Private profitierten von dem Schwund nicht durchschlagend: Kronehit steigerte sich um 0,7, 88.6 mit seinem Hauruckrelaunch um 0,6. Umso härter die Verluste von Arabella und Energy in Wien: Der Oldiesender gab 2,5 Prozentpunkte ab auf nun 9,1 Prozent. Der jugendliche Konkurrent verlor 2,2 Prozentpunkte auf nun 6,3 Prozent.

Alle bisherigen Werte bezogen sich auf Tagesreichweiten bei Hörerinnen und Hörern ab zehn Jahren von Montag bis Sonntag.

ORF hat noch Spielraum

In der Werbezielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sieht es für Energy und Arabella übrigens nicht besser aus: minus 2,5 für der nunmehrige Black Music/RNB-Sender Energy (nun 9,1 in Wien), minus 3,3 für Arabella auf 5,6. Hier konnte sich 88.6 mit 1,6 Prozentpunkten auf 8,2 steigern, Kronehit in Wien um 1,2 Prozentpunkte auf 7,9.

A propos Werbezielgruppe: Wie läuft es dort für die Cash-Cow des ORF, Ö3? Österreichweit minus 1,3 auf immer noch stolze 50,1 Prozent Tagesreichweite. Alle von der RMS vermarkteten Privatradios zusammen kommen auf 28,9 Prozent (plus 0,4).

Der ORF geht trotz Reichweitenschwund getrost noch das eine oder andere Jahrzehnte als Radiomarktführer durch: 71,8 Prozent Tagesreichweite in der Werbezielgruppe, 72,8 Prozent bei den Hörern ab zehn Jahren.

Ö3-Chef Georg Spatt verweist durchaus zufrieden, wie er sagt, auf steigende Marktanteile in sechs der neun Bundesländer, die insbesondere die Hördauer von Sendern zeigen.(fid)