Der fertige Abschnitt der S1 zwischen dem Knoten Vösendorf und Schwechat. Bei der Abfahrt zur A4 in Richtung Budapest wird allzu oft das Tempolimit missachtet.

Foto: Andy Urban

Wiener Nordost Umfahrung/Regionen

Quelle: ASFINAG/Grafik: Der Standard
Der Wiener Rat der Sachverständigen hat am Montag einstimmig seinen Segen zu den umstrittenen Probebohrungen für die geplante Untertunnelung der Lobau gegeben. Und demnächst werde auch die naturschutzrechtliche Genehmigung erteilt, kündigte die MA 22-Chefin Karin Büchl-Krammerstätter an.

Dies aber unter strengen Auflagen: Die Bohrungen dürfen nur in der vegetationslosen Zeit zwischen November und März durchgeführt werden. Zum Schutz der Fledermäuse darf nur tagsüber zwischen 8 und 19 Uhr gebohrt werden. Es dürfe nicht ein Baum gefällt werden, so Umweltstadträtin Ulli Sima; die Arbeiten sollen bei Wegen und auf Feldern durchgeführt werden. Auch dürfe es keine Baustelleneinrichtungen im Nationalpark geben, ergänzte Büchl-Krammerstätter. Mehr noch: "Trifft die Bohrung etwa auf einen Feldhamsterbau, ist das Bohrloch sofort zu versetzen." Dies alles soll von einer ökologischen Bauaufsicht kontrolliert werden.

Nichts Neues

Probebohrungen im Nationalpark seien auch an sich nichts Neues, erinnerte Sima. Nur gehen diese jetzt ein wenig tiefer. Vor allem für die Errichtung der Querschläge zwischen den Tunnelröhren müsse man auf Nummer sicher gehen, wie Wiens Baudirektor Gerhard Weber erläutert.

Dass die Genehmigung für die Erkundungen erst jetzt kommt, würde laut der Errichtungsfirma Asfinag zu Verzögerungen beim Bau der Nordostumfahrung führen. Das sehen die Wiener allerdings nicht so: "Die Asfinag hat noch eine Fülle von Details zu erarbeiten", betonte Verkehrsstadtrat Rudi Schicker am Montag, daher könne der naturschutzrechtliche Bescheid zu keiner Verzögerung geführt haben. Immerhin sei nun aber der Weg zur Umweltverträglichkeitserklärung eröffnet.

Einiges erklären

Insbesondere zur Lärmentwicklung wollen die Wiener für den Abschnitt weiter nördlich noch einiges geklärt wissen. "Für die Lärmausbreitung bei Abschnitten auf freiem Feld hat die Asfinag noch keine Unterlagen beigebracht", betonter Weber. "Und die Frage des Lärms wird bei der Umweltverträglichkeitsprüfung ein zentrales Thema sein", prognostiziert er. "Da ist die Asfinag schwerstens unter Beobachtung", ergänzt Schicker.

Die Verhandlungen mit der Errichtungsgesellschaft würden in Summe aber sehr gut laufen: "Das ist ein bisserl wie beim Boxen – in der ersten Runde tastet man sich ein wenig ab und dann geht's ans Eingemachte", vergleicht der Baudirektor.

Nordosten ausbauen

Für den Planungsstadtrat ist jetzt auch gesichert, dass eine wichtige Vorbedingung für das Straßenprojekt eingehalten werden kann: Dass vorher der öffentliche Verkehr im Nordosten Wiens ausgebaut wird. "Eine Verlängerung der U2 bis zum Flugfeld Aspern ist jedenfalls leistbar – sofern der Bund zu 50 Prozent mitfinanziert", so Schicker. Die U2 soll nun im südöstlichen Eck des Flugfeldes bei den General Motors-Hallen enden – in diesem Bereich sollen dann auch die universitären Einrichtun 6. Spalte gen angesiedelt werden. Auch soll es mit der S-Bahnlinie S 80 eine direkte Umsteigemöglichkeit geben.

Endstation Schleife

Nur ein Projekt dürfte scheitern – an der EU. "Würden wir die Straßenbahnlinie 16 wie geplant bis Großenzersdorf in Niederösterreich bauen, könnte das die EU so auslegen, dass wir die Linie ausschreiben müssten", bedauert Schicker. Daher werde die Bim "in einer Schleife an der Stadtgrenze enden". (Roman David-Freihsl, DER STANDARD-Printausgabe, 30.05.2006)