Clemens Schneider

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Wien - Der ÖGB-Bundesvorstand hat am Dienstagnachmittag den früheren Banker Clemens Schneider (42) zum neuen Finanzchef des Gewerkschaftsbundes bestellt. Er löst damit Erich Foglar ab, der zum neuen Vorsitzenden der Metallergewerkschaft gewählt worden war.

Wie der geschäftsführende ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer (S) nach der Vorstandssitzung berichtete, habe es über Schneider intensive Diskussionen und auch einige Gegenstimmen gegeben. Das gehöre aber zum neuen Klima im Haus, so Hundstorfer.

Finanzen und Personal werden getrennt

Erstmals getrennt hat der ÖGB die Agenden Finanzen und Personal. Hundstorfer hat die Personalagenden an sich gezogen. Er begründete dies damit, dass der ÖGB in Personalfragen sehr vorsichtig und umsichtig vorgehen wolle. Er betonte aber, dass er über Personalfragen nicht alleine entscheiden werde, dies sei keine Einzelentscheidung.

Nicht beantworten wollte Hundstorfer, wie hoch die Einsparungen angesichts der angespannten Finanzsituation im ÖGB ausfallen müssen. Er hat dazu am Vormittag bereits Verhandlungen mit dem Zentralbetriebsrat des Gewerkschaftsbundes aufgenommen. Hundstorfer stellte klar, dass der ÖGB künftig mit den Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen das Auslangen finden müsse. Diese seien auch der Ausgabenrahmen. Und bei der Pensionsregelung sei "allen bewusst, dass es Veränderungen geben wird müssen".

42-jähriger Wiener war Banker in Wien, London und Frankfurt

Clemens Schneider wurde vom ÖGB-Vorstand in einen der undankbarsten Jobs gehievt. Ab sofort verwaltet der 42-jährige Wiener als neuer Finanzchef die - weitgehend leereren - Kassen des ÖGB. Der Ex-Banker ist ein ausgewiesener Finanzexperte - im ÖGB ist er aber fast überhaupt nicht verankert.

Denn Schneider ist erst seit dem Sommer des Vorjahres im ÖGB und wurde intern immer als der Mann präsentiert, der 2007 Weningers Erbe antreten sollte. Ehe Schneider in die ÖGB-Zentrale kam - wo er bisher als Generalbevollmächtigter der Solidarität Privatstiftung des ÖGB tätig gewesen ist -, war er bei der Citibank in London, Frankfurt und Wien, bei der Deutschen Bank und schließlich bis 1996 bei der Bank Austria in Wien. 1997 wechselte der Bankersohn - sein Vater Rudolf war lange Jahre im Vorstand der Creditanstalt und ist ein enger Freund von Ex-Metaller-Gewerkschaftschef Rudolf Nürnberger - in den Touristikkonzern Gulet als Finanzchef.

Bereits Ende März war Schneider nach dem Ausscheiden von Günter Weninger knapp vor seiner Bestellung zum ÖGB-Finanzchef gestanden. Damals war Weningers "Ziehsohn" aber in letzter Minute noch Metaller-Gewerkschafter Erich Foglar vorgezogen worden.

Geboren wurde Schneider am 10. April 1964 in Wien, wo er auch Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität studierte. Seine Frau ist Bankerin in der BA-CA. (APA)